Milram hat seinen Käse-Verpackungen ein neues Design verpasst. Bunt und vielfältig soll es sein. Selten hat Käse wohl so viele Emotionen hervorgerufen.
Ob sich die Verantwortlichen bei Milram im Klaren darüber waren, wie heftig die Reaktionen auf das neue Design ihrer Schnittkäse-Verpackungen ausfallen würden? In den sozialen Medien kochen aktuell die Emotionen hoch – sogar Boykottaufrufe gibt es. Wenn es darum gegangen ist, den Käse bekannter zu machen, ist diese Marketingaktion ein Volltreffer. Denn man muss X oder Tiktok nur öffnen, und schon bekommt man den ganzen Käse mit.
Worum geht es? Der Milram-Käse, ein Produkt des Deutschen Milchkontors (DMK), hat seit August ein neues Design, das von mehreren Künstlern stammt. Die Käse-Päckchen aus der Produktion von Deutschlands größter Molkerei-Genossenschaft zeigen bunte Bilder von fröhlichen Menschen.
Wie die Illustrationen zu verstehen sind, darüber klärt das Online-Magazin für Mediengestaltung „Page“ auf. Die Aufdrucke feiern „Vielfalt und Gemeinschaft“, erklärt Page. Kreiert wurden sie von den Illustratoren und Designern Danii Pollehn, Josephine Rais und Moritz Adam Schmitt.
Milrams Käse-Verpackungen sollen Gemeinschaft feiern
Die Darstellungen in einem Design, das etwas an Comics erinnert, zeigen vor allem Menschen unterschiedlicher Hautfarben in Szenen, die Gemeinschaft symbolisieren sollen: Sie sitzen beim Picknick, gehen spazieren oder spielen „Mensch ärgere Dich nicht“.
Angesprochen werden solle damit vor allem eine junge Zielgruppe, die von Marken heute mehr erwarte. Es sei eine „Käuferschaft, der emotionale Relevanz und Authentizität wichtig sind“, so die Interpretation der Marketing-Kampagne.
Es sind „Packagings, wie man sie noch nicht kannte“, schreibt „Page“ – farbenfroh und ausgelassen im Stil, tauchen sie in den „modernen, vielfältigen Alltag ein“.
Für die sozialen Medien ist die Aktion, die noch bis Oktober dauern soll, ein gefundenes Fressen. Da werde der „Frühstückstisch zur Umerziehungsanstalt“, schreibt ein X-Nutzer, dem die Designs wohl zu woke sind. Andere geloben, Milram-Käse künftig nicht mehr zu kaufen – denn das sei Wahlwerbung für die Linken oder die Grünen.
Die Befürworter der bunten Schnittkäse-Bilder kontern unter anderem mit Parodien, auf denen glückliche deutsche SS-Offiziere aus dem Zweiten Weltkrieg beim Käsegenuss zu sehen sind.
Andere Kommentatoren werfen die Frage auf, wie lokale Molkereien eine solche polarisierende Aktion sehen und ob sie gut oder schlecht für die Verkaufszahlen von Milram-Käse sei. Tatsächlich sind beispielsweise in den USA Diversitätskampagnen bereits auf dem Rückzug, seitdem Donald Trump US-Präsident ist und in der Wirtschaft eine Debatte darüber geführt wird, ob sich Unternehmen nicht lieber aus der Politik heraushalten sollen.Milram Post Konter
Der „Focus“ zitiert aus einer schriftlichen Stellungnahme des Molkerei-Unternehmens DMK zu der Kampagne: Die Gestaltung sei bewusst unpolitisch und spiegele „die Vielfalt unserer Gesellschaft wider“. Schließlich sei DMK ein Unternehmen, das Mitarbeiter aus mehr als 50 Nationen beschäftige. „Wir stehen für Respekt, Vielfalt und ein wertschätzendes Miteinander – und verurteilen jede Form von Diskriminierung“, zitiert der „Focus“ aus der – eigentlich schon recht politisch klingenden – Einordnung.
Bislang sei die Design-Offensive als einmalige Aktion gedacht, schreibt „Page“. Doch aufgrund des großen Interesses sei nicht ausgeschlossen, dass eine weitere Design-Edition entstehe.
Ob das „große Interesse“ der Shitstorm in den sozialen Medien ist oder die Kunden aus purer Begeisterung die Kühlregale leerkaufen, bleibt dabei offen.
Quellen: „Page-Online„, „Focus„, „Berliner Zeitung„,