morgen|stern: Was daraus wohl wird? Die Lage am Morgen

Donald Trump trifft Wladimir Putin, Prozess um Christina Block geht weiter, Teenager retten ein Restaurant – und zum Schluss ein Abschied. Das ist heute wichtig.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser! 

Heute ist es so weit: Das mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen von US-Präsident Donald Trump und seinem Konterpart Wladimir Putin, dem russischen Machthaber, im alaskischen Anchorage. Der Gipfel soll laut Moskau um 11.30 Uhr Ortszeit (21.30 Uhr MESZ) beginnen. Anschließend wollen beide Staatschefs gemeinsam vor die Presse treten.

Erste russische Delegationsmitglieder sind offenbar bereits in den USA gelandet, wie der Flugzeugtracker Flightradar24 zeigt. Ob Putin selbst darunter ist, bleibt unklar.

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Die Erwartungen an das erste Treffen der beiden seit rund sechs Jahren sind hoch. Es geht um nicht weniger als ein mögliches Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine – ein Krieg, der Tod und Zerstörung gebracht und die Weltordnung erschüttert hat. 

Wird das Treffen zwischen Putin und Trump etwas bringen?

Das heutige Gespräch könnte der Auftakt für weitere Gipfeltreffen sein, die idealerweise früher oder später in einem Friedensschluss münden. Trump selbst hatte für eine möglich zweite Begegnung, an dem auch die Ukraine beteiligt sein soll, einen Deal in Aussicht gestellt.

Allerdings hält selbst der sonst großspurige US-Präsident den Ball flach. Am Donnerstag sagte er im Sender Fox News Radio, das Treffen diene vor allem der Vorbereitung eines künftigen Dreiergipfels mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Dieses Treffen bereitet ein zweites Treffen vor, aber es gibt ein Risiko von 25 Prozent, dass dieses Treffen kein erfolgreiches Treffen sein wird“, sagte Trump.

Er zeigte sich skeptisch, ob die Gespräche mit Putin eine Waffenruhe bringen. Zudem stellte er klar, dass ein zweiter Gipfel nur bei einem erfolgreichen Verlauf des ersten zustande käme – und schloss ein Scheitern nicht aus. Sollte Putin ein Ende der Kämpfe verweigern, drohte Trump mit Konsequenzen.

In Kiew und Europa herrscht große Anspannung. Beide sind von diesem Treffen ausgeschlossen und fürchten, dass Putin Trump um den Finger wickeln könnte. Besonders besorgt sind sie, dass die beiden eine Abtretung ukrainischer Gebiete an Russland vereinbaren könnten – ein Szenario, das die ukrainische Regierung strikt ablehnt.

Moskau fordert von Kiew die Übergabe der vier teilweise besetzten Regionen Saporischschja, Donezk, Luhansk und Cherson sowie der annektierten Krim. Im Gegenzug könnte Russland bereit sein, sich aus anderen besetzten Gebieten zurückzuziehen.

Auch Trump scheint erneut seinen Vorschlag eines „Gebietstauschs“ ins Spiel zu bringen. „Ich will nicht den Begriff ‚etwas aufteilen‘ benutzen“, sagte er. „Aber wissen Sie, zu einem gewissen Grad ist das kein schlechter Begriff. Es wird bei Grenzen und Territorien ein Geben und Nehmen geben.“

Dennoch dürfte auch Putin eine hart zu knackende Nuss werden. Zwar lobte er die US-Regierung für ihre „recht energischen und aufrichtigen Anstrengungen“, stellte aber weiterhin strikte Bedingungen für eine Waffenruhe. Dazu gehören ein Stopp westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine und der Verzicht Kiews auf einen Nato-Beitritt.

Wie es nach dem Anchorage-Gipfel weitergeht, ist ungewiss. Trump brachte jedenfalls eine Beteiligung europäischer Staats- und Regierungschefs ins Gespräch. „Vielleicht holen wir auch einige europäische Führungspersonen dazu. Vielleicht auch nicht“, sagte er in seiner vagen Art. Ob Putin sich darauf einlässt, bleibt ebenfalls offen.

Es bleibt also nichts anderes übrig, als den heutigen Tag und das Aufeinandertreffen der zwei mächtigen Männer abzuwarten. In der Nacht zu Samstag sollen Trump und Putin vor die Presse treten. Dann sind wir alle hoffentlich schlauer. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Aktuelle Informationen zum Trump-Putin-Gipfel finden Sie in unserem Newsblog:

Befragung im Block-Prozess

Der wohl spektakulärste Prozess des Jahres in Deutschland geht heute weiter: An diesem Freitag wird die Vernehmung der Angeklagten im Block-Prozess fortgesetzt.

Die Hamburger Unternehmerin Christina Block, Tochter des Steakhaus-Gründers Eugen Block, soll laut Staatsanwaltschaft die Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder aus Dänemark in Auftrag gegeben haben. Dort lebten die Kinder beim ebenfalls sorgeberechtigten Vater. In der Silvesternacht 2023/24 sollen mehrere Männer die damals 10 und 13 Jahre alten Kinder gewaltsam aus dessen Obhut entführt und nach Deutschland gebracht haben. Christina Block hatte am 25. Juli, dem dritten Verhandlungstag, die Vorwürfe zurückgewiesen.

Der Prozess, in dem sieben Angeklagte vor Gericht stehen, begann am 11. Juli. Alle bestreiten die Vorwürfe. Blocks Lebensgefährte, der frühere Sportmoderator Gerhard Delling, ist wegen Beihilfe angeklagt.

Block wird sich nun erstmals nicht mehr von ihrem bisherigen Anwalt Otmar Kury vertreten lassen. Anfang August trennte sie sich von dem renommierten Hamburger Strafverteidiger. Das Gericht bestätigte Ingo Bott als neuen Pflichtverteidiger. Block hatte den Düsseldorfer Anwalt kurz vor Prozessbeginn als zweiten Verteidiger hinzugezogen.

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

Als Reaktion auf Texas: Kalifornien plant Abstimmung über Wahlkreis-NeuzuschnittIsraels Finanzminister droht mit Annexion von WestjordanlandMelania Trump droht ebenfalls – mit einer Milliardenklage gegen Joe Bidens Sohn

Das passiert am Freitag, dem 15. August

Ringen um globales Plastik-Abkommen geht in die Verlängerung„Durch den Monsun“: Tokio Hotel spielen JubiläumskonzertDFB-Pokal beginnt: Bielefeld will gleich wieder überraschenHärtetest für deutsche Basketballer beim SupercupPackt die Badehose ein! Heute wird es noch mal richtig heiß!

Mal was Positives

Da soll noch einer sagen, „diese jungen Leute“ von heute seien faul und selbstbezogen! Eine herzerwärmende Geschichte aus Wisconsin beweist das Gegenteil: Dort retteten Teenager ein ganzes Restaurant. Im „Urban Olive & Vine“ arbeiten derzeit 30 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, wie der Lokalsender Kare11 berichtet. Die Besitzer Chad und Carol hatten sie eingestellt – aus einem traurigen Anlass. Carol, Chads große Liebe, brach im September im Restaurant mit einem Anfall zusammen. Acht Monate habe sie danach im Krankenhaus gelegen, die meiste Zeit im Koma. Während er sich um Carol kümmerte, dachte Chad daran, das Restaurant zu schließen.

Doch dann kamen die Teenager zur Rettung. „Ich habe keinen einzigen Teenager gebeten, etwas zusätzlich zu tun“, sagt Chad. Sie hätten ihre Hilfe von selbst angeboten. Acht Monate lang führten sie das Restaurant: Sie kochten, bedienten, putzten und übernahmen neue Aufgaben. Sie schulten sich gegenseitig, planten die Tagesgerichte und gossen Carols Pflanzen, wie Kare11 berichtete.

Für die Jugendlichen war es auch eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben. „Carol hat immer Hilfe bei den Hausaufgaben und ganz allgemein im Leben angeboten“, sagte einer von ihnen. Sie und Chad hatten Schönheitswettbewerbe gesponsert, Schulsportveranstaltungen besucht und Aufführungen unterstützt.

Leider starb Carol am 5. Mai im Alter von 58 Jahren im Krankenhaus. Doch selbst nach der Beerdigung Carols arbeiteten die Jugendlichen weiter im „Urban Olive & Vine“. „Sie war einfach ein unglaublicher Mensch“, sagte die Mitarbeiterin Lilly. „Ohne sie würde das Restaurant nicht existieren“, so Chad. „Ich liebe sie, wie meine eigenen Kinder.“

Unsere stern+-Empfehlung des Tages

Steht Ihr Sommerurlaub noch bevor, liebe Leserinnen und Leser? Italien ist immer eine Reise wert: malerische Landschaften, charmante Fischerorte, köstliches Essen … doch die Touristenströme sind gewaltig. Wo gibt es in diesem Land noch stille Ecken? Meine Kollegin weiß da was: 

Und zu guter Letzt …

Liebe Leserinnen und Leser, der Abschied fällt mir schwer, doch heute schreibe ich meinen letzten morgen|stern. Meine Zeit in Tokio ist wie im Flug vergangen. Es war mir eine wahre Freude, Ihnen jeden Morgen die wichtigsten Nachrichten aus Deutschland und der Welt zu bringen – und mit „Mal was Positives“ hoffentlich ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Vielen Dank für Ihre E-Mails, Ihre Kritik, Ihre Anregungen und Ihr Lob – über Letzteres habe ich mich natürlich besonders gefreut! 😉 Danke, dass Sie den morgen|stern lesen! 

Keine Sorge, der morgen|stern bleibt Ihnen erhalten: Meine liebe Kollegin Lisa Becke übernimmt ab Montag hier in Tokio meinen Platz und wird Sie weiterhin morgens auf den neuesten Stand bringen. Bitte, heißen Sie sie herzlich willkommen!

Und eine gute Nachricht habe ich noch für Sie: Bald können Sie den morgen|stern auch direkt in Ihr E-Mail-Postfach bekommen! Ab dem 25. August geht es damit los, Sie können sich aber schon jetzt dafür anmelden:

Jetzt bleibt mir nur ein letztes Mal zu fragen: Wie hat Ihnen dieser morgen|stern gefallen? Schreiben Sie es mir gerne: [email protected]

Ich wünsche Ihnen ein tolles Wochenende! Alles Gute! Herzlich, Ihr

Rune Weichert