IHKN-Umfrage: Niedersachsens Unternehmen bangen wegen US-Zöllen

Unternehmen zwischen Harz und Küste fragen sich, was der Zoll-Deal mit den USA bringt. Viele fürchten Hürden im Handel.

Die vorläufige Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA dürfte aus Sicht vieler niedersächsischer Unternehmen keine Entlastung bringen. Knapp 90 Prozent der Firmen mit US-Geschäft gaben in einer Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammern Niedersachsen (IHKN) an, bereits negative Folgen der US-Handelspolitik zu spüren. Rund zwei Drittel dieser Unternehmen erwarten durch den neuen Deal zusätzliche Belastungen, etwa höhere Zölle oder mehr Bürokratie. An der Umfrage beteiligten sich zwischen dem 31. Juli und 4. August knapp 400 Unternehmen.

„Die Stimmung der niedersächsischen Unternehmen mit US-Geschäft verschlechtert sich zusehends. Fast 60 Prozent rechnen mit deutlichen Handelsrückgängen. Das ist bei den USA als unserem drittwichtigsten Exportmarkt eine dramatische Entwicklung“, sagte IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt. Die Einigung im Zollstreit habe die Unsicherheit nicht beseitigt. 80 Prozent der Unternehmen sähen ihr US-Geschäft weiterhin durch mögliche neue Handelseinschränkungen bedroht.

Ministerium sieht Sorgen bestätigt

Auch aus der Landespolitik kommt Kritik an der Zollpolitik der USA. Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hat nach Angaben seines Hauses bereits mehrfach seine Sorge darüber geäußert und diese als Belastung für die Wirtschaft insgesamt bezeichnet, auch in Niedersachsen. Das Ministerium habe die IHKN-Umfrage noch nicht im Detail ausgewertet, sehe sich aber in der Einschätzung bestätigt, dass neue Zölle zusätzliche Handelshemmnisse schaffen könnten, sagte ein Sprecher.

Laut Umfrage planen 63 Prozent der Firmen, zusätzliche Zollkosten vollständig an ihre US-Kunden weiterzugeben. 23 Prozent planen, diese teilweise weiterzugeben. 14 Prozent wollen die Kosten selbst tragen, was ihre Gewinnmargen schmälere.

Andere Märkte im Blick

2024 exportierten niedersächsische Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Wert von 7,3 Milliarden Euro in die USA, vor allem Fahrzeuge und Kfz-Teile, Maschinen sowie chemische Erzeugnisse. Viele Betriebe richten ihren Blick nun auf andere Märkte, vor allem in der EU. Der Binnenmarkt sei jedoch aus Sicht der IHKN weiterhin von zahlreichen Hemmnissen geprägt. 

Hintergrund: Die EU und die USA hatten sich Ende Juli auf eine Grundsatzvereinbarung zur Entschärfung des Zollkonflikts geeinigt. Der vereinbarte Zollsatz für die meisten Importe soll bei 15 Prozent liegen, auch für Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte. Zölle auf Stahl und Aluminium bleiben bei 50 Prozent. Für einige strategische Waren sind Nullzölle vorgesehen.