Die Wiener Rocker eroberten Mitte der 2010er Jahre auch Deutschland. Doch der Erfolg hatte einen hohen Preis. Das Buch von Frontmann Marco Wanda geht aber über die üblichen Band-Anekdoten hinaus.
Höhenflüge und Tiefpunkte liegen im Leben des Wiener Musikers Marco Wanda nahe beieinander. In seinem ersten Buch „Dass es uns überhaupt gegeben hat“ beschreibt der Frontmann der Erfolgsband Wanda etwa, wie ihn Kokain und Alkohol nach einer großen Tournee zum Absturz brachten.
Während alle Bandkollegen nach Hause fuhren, reiste er alleine und ziellos weiter. Nach einer mehrwöchigen Odyssee landete er schließlich in München, wo er in einem Zustand des Verfolgungswahns die Polizei um Hilfe rief.
Das Schreiben sei für ihn eine Art der Heilung, sagt der 38-jährige Sänger über seine Band-Biografie, die am 19. August erscheint. „Ich habe mich allen Gefühlen gestellt, auch dem Schmerz“, schildert er der Deutschen Presse-Agentur. Als das Werk beendet war, habe er „gestaunt und geweint vor Dankbarkeit, am Leben zu sein.“
Vom Durchbruch bis zu Schicksalsschlägen
Wanda sind für eingängige Songs wie „Bologna“, „Bussi Baby“ oder „Columbo“ bekannt. Ihr rockiger Sound transportiert ein Lebensgefühl zwischen Euphorie und Abgrund. Der als Michael Marco Fitzthum geborene Marco Wanda erzählt in seinem Buch, wie seine Band Mitte der 2010er Jahre von einem Wiener Geheimtipp zu einem Aushängeschild der neuen österreichischen Musikszene wurde, die auch in Deutschland große Aufmerksamkeit erregte.
Den Unterschied zwischen Deutschland und Österreich beschreibt Wanda so: Während deutsche Künstler möglichst authentisch auftreten wollten, gehe es bei Österreichern wie Falco oder Marco Wanda darum, sich „in etwas Höheres, die eigenen Beschränkungen Übersteigendes zu verwandeln“.
Der Sänger schreibt, wie sehr die Inszenierung als Rockstar an der Substanz zehrt, und welchen Tribut Alkohol, Drogen und das Tourleben fordern. Er schreibt über seine Entscheidung, die Sucht zu überwinden, über das Sterben seines Vaters und über den Krebstod des Wanda-Keyboarders Christian Hummer.
Frontmann mit deutsch-italienischen Wurzeln
In dem Band finden sich nicht nur zahlreiche Schilderungen von euphorischen Auftritten und Saufgelagen, sondern auch faszinierende Erzählungen, die über gewöhnliche Band-Anekdoten hinausgehen: etwa die Geschichte seiner von Italien nach Deutschland ausgewanderten Verwandten sowie seine Erlebnisse während des Arabischen Frühlings in Kairo und während einer Terror-Nacht in Paris.
Marco Wanda, der einst literarisches Schreiben an der Universität für angewandte Kunst in Wien studierte, macht sich nun zu einer Lesereise durch Deutschland und Österreich auf. Im Dezember spielen Wanda ein Weihnachtskonzert in Wien. Wie geht es danach weiter? „So lange sich das, was ich schreibe – sei es Musik oder Literatur – relevant anfühlt, werde ich es teilen“, antwortet er der dpa.
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