Hitzehilfe sei eigentlich „Überlebenshilfe“. An heißen Tagen ist in Frankfurt der Hitzebus unterwegs, um Wohnungslose zu unterstützen. Auch andere hessische Städte werden aktiv.
Wasser und Sonnencreme verteilen, Kappen und Schirme verschenken, Menschen in den Schatten bringen: Seit Wochenbeginn ist der Hitzebus in Frankfurt unterwegs, um Obdachlose bei den extremen Temperaturen zu unterstützen. Die Resonanz sei sehr positiv, „die Leute sind total dankbar“, sagt Sozialarbeiterin Eliane Reuter. Die Hitzehilfe, „das ist eigentlich Überlebenshilfe“.
Die 42-Jährige fährt an diesem Vormittag mit einer Kollegin durch den Stadtteil Bockenheim. Auf der Straße und in einem Park halten sie Ausschau nach Wohnungslosen und bieten ihre Hilfe an. Obdachlose seien der Hitze ungeschützt ausgesetzt, sagt sie. Neben der direkten Unterstützung werde auch versucht, die Menschen in Unterkünfte und weiterführende Hilfen zu vermitteln.
Gefahren der Hitze rücken stärker ins Bewusstsein
Der Hitzebus fährt seit 2022 an heißten Tagen durch Frankfurt, daneben sind Teams zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs. Im Gegensatz dazu ist schon seit Jahrzehnten der Kältebus im Einsatz, um in eisigen Winternächten Obdachlosen zu helfen. „Die Gefahren von Hitze, besonders für vulnerable Gruppen, ist in den letzten Jahren stärker in das Bewusstsein gerückt“, heißt es bei der Stadt. „Hitzeschutzmaßnahmen haben keine so lange Tradition wie die Kältehilfe, daher muss sich hier noch eine Routine einstellen.“
Trinkbrunnen und Refill-Stationen in Wiesbaden
In der Landeshauptstadt Wiesbaden verteilen Sozialarbeiter und die Stadtpolizei wiederverwendbare Wasserflaschen an Wohnungslose. Zudem weisen sie auf kühle Aufenthaltsorte, Refill-Stationen und öffentliche Trinkbrunnen hin. „Starke Hitze kann schnell zur gesundheitlichen Gefahr werden – vor allem für Menschen, die sich dauerhaft im Freien aufhalten und nicht über die Schutzmöglichkeiten verfügen, die für viele selbstverständlich sind“, erklärt die zuständige Sozialdezernentin Patricia Becher.
Die Mitarbeitenden würden gezielt auf obdachlose Menschen im öffentlichen Raum zugehen. Sie besuchten regelmäßig bekannte Aufenthaltsorte und böten dort nicht nur Wasser, sondern auch Beratung und weitere Unterstützung.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen des Bereichs Streetwork leisten einen unverzichtbaren Beitrag. Sie leisten nicht nur praktische Hilfe, sondern schaffen Vertrauen und bauen Brücken – gerade an Tagen, an denen Hitze zur echten Gefahr werden kann“, sagt die Amtsleiterin des Sozialleistungs- und Jobcenters, Ariane Würzberger.
Wasser und Sonnenschutz in Kassel
In Kassel stellen die Kooperationspartner der Wohnungslosenhilfe in ihren Einrichtungen und bei dezentralen Unterstützungsangeboten in Hitzephasen nach Angaben der Stadt zusätzliches Wasser und Sonnenschutz zur Verfügung. Im öffentlichen Raum verteilte Trinkwasserbrunnen erleichtern nach Angaben eines Sprechers für alle den Zugang zu Trinkwasser.
Die Stadt setzt sich nach eigenen Angaben – auch in Zusammenarbeit mit sozialen Trägern – dafür ein, den Schutz obdachloser Menschen zu verbessern. „Bestehende Strukturen werden genutzt und weiterentwickelt, um schnell und gezielt Unterstützung zu leisten, beispielsweise durch die Bereitstellung von Informationen, die Vermittlung zu Hilfsangeboten oder die Mitwirkung an kurzfristigen Notmaßnahmen.“
Zudem erarbeitet Kassel derzeit einen Hitzeaktionsplan. In ihm werde das Thema Hitzeschutz in der Stadt einen festen Platz einnehmen, hieß es. „Dabei wird auf die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure, Institutionen und Ämter gesetzt, um Synergien zu schaffen und die gesundheitliche Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger – insbesondere von vulnerablen Gruppen wie obdachlosen Personen – nachhaltig zu stärken.“