Zweiter Ansiedel-Versuch: Neuer Zuchtluchs im Harz angekommen

Ein neuer Luchs aus Franken soll für mehr Nachwuchs der Art im Harz sorgen. Doch gleich nach seiner Ankunft haut er ab. Wie es dem jungen Tier nun geht.

Ein neuer Zuchtluchs ist im Bad Harzburger Luchs-Gehege angekommen. Mehr als ein Jahr nach dem gescheiterten Versuch einen Zuchtluchs in den Harz zu bringen, hat es dieses Mal geklappt, wie der Chef des Harzer Luchsprojektes, Ole Anders, berichtet. Das sechs Jahre alte Männchen aus der Schweiz hat demnach bereits sein erstes Wochenende im Harz verbracht.

Im Juni vergangenen Jahres war bereits einmal versucht worden, einen neuen Zuchtluchs in das Mittelgebirge zu bringen. Kurz nach dessen Aussetzung im Gehege kletterte das Tier aber über einen 4,5 Meter hohen Zaun und büxte aus. Der Luchs wurde später mit einem Narkoseschuss wieder eingefangen und schließlich in Sachsen ausgewildert.

Luchs noch vor der Öffentlichkeit verborgen

Das neue Männchen kam bereits am 1. Juli nach Deutschland und war dann zunächst einige Zeit in Sachsenhagen in Quarantäne, wie es nach EU-Vorgaben vorgeschrieben ist. Dort wurden bei dem Tier, das aus dem Tierpark La Garenne in Le Vaud stammt keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen festgestellt.

Jetzt ist das Tier in Bad Harzburg in dem naturnahen Gehegekomplex an den Rabenklippen untergebracht – erst einmal in einem für Besucher nicht einsehbaren Bereich. In den kommenden Tagen soll das Pinselohr dann in das kleinere der zwei öffentlichen Gehege beziehen. Dort soll der Luchs dann irgendwann auf ein Zuchtweibchen treffen.

Warten auf Luchsdame aus Kiew

Wer das ist, stehe bereits fest, sagt Anders: Eine Luchsdame aus dem Zoo in Kiew. Wegen des Krieges in der Ukraine sei ein Transport bisher aber nicht möglich gewesen. Das Weibchen wurde dem Harz im Rahmen eines internationalen Zuchtprogramms von der Zuchtbuchführerin im Tierpark Bern zugeteilt. Zuchtweibchen seien derzeit Mangelware, erklärt Anders. Deshalb müsse nun auf das Tier aus der Ukraine gewartet werden. Dafür bringe die ukrainische Luchs-Dame allerdings eine komplett neue Blutlinie in das Zuchtprogramm.

Viele Luchspopulationen in Europa sind wegen mangelnder Vernetzung untereinander bedroht – es besteht Inzuchtgefahr, so Experte Anders. Daher soll das Zuchtprogramm des Europäischen Zooverbandes zum Erhalt von Europas größter Katzenart beitragen. Der erwartete Nachwuchs soll an Artenschutzprojekte zur Auswilderung abgegeben oder zur Fortführung des Zuchtprogramms eingesetzt werden.

Unabhängig von dem internationalen Zuchtprogramm wurden die Pinselohren bereits zwischen den Jahren 2000 und 2006 wieder im Harz angesiedelt. Inzwischen beträgt die Population um die hundert Tiere. Zuletzt wurde etwa auch ein Luchs im Solling ausgewildert.