Verkehrssicherheit: Posse um selbstgemalten Zebrastreifen in Dresden

Aufgemalt, abgesperrt und ausgebremst: Die Stadt Dresden untersagt einen Fußgängerübergang, weil Unbekannte den Zebrastreifen einfach auf die Straße pinselten.

Die Stadtverwaltung Dresden sieht wegen eines selbstgemalten Zebrastreifens rot und hat die Straßenüberquerung kurzerhand mit Warnbarken gesperrt. Für einen sicheren Weg über die Straße müssten Schulkinder und Anwohner nun weit laufen.

Stefan Kraft, Vorsitzender des Kreiselternrates Dresden, kümmert sich seit fünf Jahren um das Thema Schulsicherheit und sprach von einer Posse. „Niemand läuft 300 Meter nach links oder nach rechts, um die Straße zu überqueren.“

Verkehr nahm an dieser Stelle seit Brückeneinsturz zu 

Über die Sperrung des Zebrastreifens hatte zuerst die „Bild“-Zeitung berichtet. Kraft verwies darauf, dass sich im Umfeld der Straßenquerung mehrere Schulen und Kindertageseinrichtung befinden. 

Vor allem von den Musikschülern des Heinrich-Schütz-Konservatoriums werde sie genutzt. Seit Änderung der Verkehrsführung durch den Einsturz der Carolabrücke habe sich das Verkehrsaufkommen noch erhöht. Man fordere schon seit vielen Jahren, dass es hier eine ordentliche Möglichkeit zur Querung gibt. 

Nach den Worten von Kraft reicht die bisher vorhandene Verkehrsinsel auf der Straße nicht mehr aus. Autofahrer brauchten ein klares Signal, um zu wissen: „Hier muss ich anhalten, hier hat der Fußverkehr oder der Radverkehr einfach Vorrang. Und das schaffe ich nur über einen Zebrastreifen oder über eine Ampel.“ Ein Zebrastreifen sei deutlich günstiger als eine Ampelanlage, vor allem in der Unterhaltung. Die Stadt halte eine Mittelinsel jedoch für ausreichend. 

Posse sondergleichen 

Dass plötzlich an der Stelle ein Zebrastreifen aufgetaucht sei, hätten viele gar nicht mitbekommen, sagte Kraft. „Verrückterweise hat der funktioniert (…). Die Autos haben angehalten, die Schülerinnen und Schüler konnten den Zebrastreifen benutzen.“

Dass nun die Überquerung an dieser Stelle völlig unterbunden werde, sei eine Posse sondergleichen. „Wir haben jetzt nicht mehr eine unsichere Querungsmöglichkeit oder halbwegs sichere Querungsmöglichkeit. Wir haben gar keine.“ Das müsse die Stadt mal erklären.

Auch Miriam Lehmann von der Elternvertretung des Schütz-Konservatoriums hält den aktuellen Zustand für untragbar. Mehr als 5.000 Kinder würden pro Woche in das Konservatorium kommen, sie seien nun verunsichert. „Da müsste man eigentlich als Erstes an die Schwächsten denken, also an die Kinder, die natürlich jetzt hier auch erst mal nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn das zu unübersichtlich ist.“ Eine Ampel für den Übergang ist ihrer Ansicht nach die beste Lösung. Doch von der Stadt habe sich bisher nichts gehört.

Stadt hält sich mit weiterem Vorgehen bedeckt

Die Stadt Dresden ließ eine Anfrage zum weiteren Umgang mit dem Fall zunächst unbeantwortet. Rechtlich betrachtet ist das unerlaubte Aufbringen eines Zebrastreifens eine Straftat. Das kann unter anderem als gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und Amtsanmaßung gewertet werden. Anwohner und andere Betroffene hoffen nun darauf, das entweder ein legaler Zebrastreifen oder eine Ampelanlage installiert wird.