Seit 100 Jahren darf in der Berliner Innenstadt nicht mehr in der Spree gebadet werden. Viele Menschen haben dafür kein Verständnis – und demonstrieren zu Wasser und zu Land.
Mehrere hundert Menschen haben in Berlin-Mitte gegen das seit 100 Jahren bestehende Badeverbot in der Spree demonstriert – viele von ihnen im Fluss schwimmend. Zu der sogenannten Mitschwimm-Demo unweit der zum Weltkulturerbe gehörenden Museumsinsel am Boulevard Unter den Linden hatte der gemeinnützige Verein Flussbad Berlin aufgerufen. Er setzt sich dafür ein, dass in der Spree wieder gebadet werden darf.
Mehrere Redner forderten, das im Mai 1925 vom Berliner Magistrat beschlossene Badeverbot müsse endlich aufgehoben werden. Mathias Schulz, SPD-Abgeordneter im Landesparlament, sprach sich für ein Flussbad an der Spree aus, für das sich auch der Verein bereits seit mehr als einem Jahrzehnt einsetzt. „Es wäre ein Symbol, dass wir Natur und Stadt miteinander vereinen können.“
„Bitte kippt das Badeverbot!“
Linke-Landesvorsitzende Kerstin Wolter kritisierte, in Berlin fehle es insgesamt an Kapazitäten in den Frei- und Schwimmbädern. „Das Badeverbot muss endlich fallen.“ Auch die Grünen-Abgeordnete aus Mitte, Silke Gebel, sagte: „Lieber Senat, bitte kippt das Badeverbot.“
Die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Mitte, Stefanie Remlinger (Grüne) forderte kurz und bündig: „Ich will euch baden sehen!“ Das ließen sich die meisten Anwesenden nicht zweimal sagen, kurz darauf war das erste Dutzend Badende im Wasser. Nach Angaben des Vereins waren rund 700 Menschen bei bestem Sommerwetter an die Spree gekommen, um das Anliegen zu unterstützen.
Schon Mitte Juni gab es eine erste Mitschwimm-Demo mit mehreren Hundert Menschen. Die zuständige Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt ist aber skeptisch. Sie weist darauf hin, dass Spreekanal und Spree Bundesschifffahrtsstraßen für den Schiffsverkehr seien und sieht auch offene Fragen bei der Wasserqualität. An dieser Einschätzung habe sich nichts geändert, sagte ein Sprecher der Senatsverwaltung.
Polizei erinnert an Badeverbot
Die Polizei berichtete, auch zwischen Hauptbahnhof und Mühlendamm seien mehrere Gruppen angetroffen worden, die in die Spree springen wollten. Offensichtlich hätten einige Menschen den Aufruf zu der Demonstration gegen das Badeverbot missverstanden, sagte ein Polizeisprecher. Mit Blick auf die Mittschwimm-Demo wies sie auf der Plattform X auf die starke Strömung hin und bat: „Bitte bleiben Sie achtsam und baden Sie nur im ausgewiesenen Schwimmbereich.“