Mit einem Messer sind vor knapp einem Jahr Besucher eines Konzerts in Solingen attackiert worden. Im Strafprozess um den Terroranschlag kam ein Zeuge zu Wort, der mehrfach betroffen ist.
Bei der Messerattacke auf dem Solinger Stadtfest vor knapp einem Jahr ist eine Frau in den Armen ihres ebenfalls schwer verletzten Ehemannes gestorben. Im Strafprozess um den mutmaßlich islamistisch motivierten Terroranschlag von Solingen schilderte der 58-Jährige die letzten gemeinsamen Minuten beim Konzert einer Band am Fronhof. Bei dem Anschlag kamen insgesamt drei Menschen ums Leben, viele weitere wurden verletzt.
„Meine Frau tanzte dann“, schilderte der Zeuge. Er habe ein paar Meter hinter ihr gestanden. Es sei eine superschöne Stimmung am Abend des 23. August 2024 gewesen. Plötzlich habe er einen schweren „Schlag“ auf der Schulter verspürt. Jemand sei dann an ihm vorbei in Richtung seiner Frau gepoltert, er habe in dem Moment an einen Betrunkenen gedacht, der nach vorn falle.
„Dann wusste ich, das war es jetzt“
Dann habe seine Frau nicht mehr getanzt. „Sie saß dann auf der Erde vor mir“, schilderte der Solinger. Er habe sie hochgehoben. „Sie konnte nicht reden und zeigte dann immer auf den Halsausschnitt von ihrem Pullover.“ Aus der Wunde sei Blut gespritzt. Sie schauten sich zunächst nach Hilfe um. Seine Frau sei sehr schwach geworden. Am Boden habe er ihren Kopf zwischen seine Beine gelegt und versucht die Blutungen zu stoppen. Dann seien ihre Augen zugegangen.
„Dann wusste ich, das war es jetzt“, sagte der Zeuge. Ersthelfer hätten versucht, sie wiederzubeleben. Polizei und Rettungskräfte seien gekommen. Er erlitt zwei Stichverletzungen im Schulterbereich und an der Wirbelsäule. „Für mich war das alles sehr schleierhaft.“ Der 58-Jährige wurde im Krankenhaus operiert. „Ich wollte dann auch wieder möglichst schnell in mein Leben zurück, in den Alltag rein.“, erklärte er. Seinen Sohn, der unmittelbar nach dem Tod der Mutter auch um das Leben des Vaters bangte, habe das stark mitgenommen.
Die Bundesanwaltschaft wirft dem angeklagten Syrer Issa al H. (27) dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord vor. Zudem soll er IS-Terrorist sein. Die Terrororganisation Islamischer Staat hatte den Messeranschlag für sich reklamiert. Der 27-jährige Angeklagte hatte zum Prozessauftakt Ende Mai in einer von seinen Anwälten verlesenen Erklärung gestanden, den Anschlag begangen zu haben. Zum Vorwurf der IS-Mitgliedschaft schweigt er.