Gotteshaus: Hindu-Tempel soll im Oktober fertig sein

Sei 20 Jahren träumen Hindus von einem prächtigen Tempel an der Hasenheide. Nun könnte er bald fertig sein. Da ist aber noch eine Sache.

Was lange währt, wird endlich gut? Nach 15 Jahren Baugeschichte und immer neuen Verzögerungen soll der Hindu-Tempel an der Hasenheide in Berlin-Neukölln nunmehr Ende Oktober eröffnet werden. „Wir wollen den Tempel zum Lichterfest fertig haben und stehen unter Zeitdruck“, sagte Vilwanathan Krishnamurthy vom Trägerverein der Deutschen Presse-Agentur. Denn ein Problem gibt es noch: „Wir warten seit acht Monaten auf die Lieferung des Granits für den Fußboden. Wir sind richtig sauer.“

Nach Angaben Krishnamurthys ist der Innenausbau des Tempels fast fertig. Aber die komplette Fertigstellung steht und fällt mit dem Fußboden-Material. Erst wenn die Marmorplatten verlegt sind, können rund 70 Götterfiguren und andere Dinge aufgestellt werden. 

Gesamtkunstwerk

Von außen lässt sich die künftige Pracht des Tempels, der zu den größten in Europa zählt, schon erkennen. Die blaue Fassade weist Ornamente und Götterfiguren auf. Die in Gold gehaltene Dachkonstruktion des 17 Meter hohen Turms ist ein für den europäischen Betrachter exotisch anmutendes, prächtig verziertes Gesamtkunstwerk indischer Meister. 

Klar ist aber auch: Noch ist einiges zu tun, Krishnamurthy verweist etwa auf noch laufende Malerarbeiten.

Idee entstand vor zwei Jahrzehnten 

Krishnamurthy betreut Bau und Planung von Beginn an, seit 2005. Damals verzögerten Probleme mit Genehmigungen den Baustart, erst 2010 ging es dann los. Seither waren schon öfter Eröffnungstermine geplant, doch der Bau wurde aus unterschiedlichsten Gründen immer wieder aufgehalten. 

Finanziert wird das Projekt durch Spenden und ehrenamtliches Engagement. „Viele Gläubige unterstützen das Vorhaben und geben Geld“, schilderte Krishnamurthy. Am Ende, sagt er, dürfte der Tempel, für den viele Teile aus Indien kommen, maximal eine Million Euro kosten. Gewidmet ist der Sri Ganesha Hindu Tempel, so seine korrekte Bezeichnung, der hinduistischen Gottheit Ganesha. Ihr Markenzeichen ist ein Elefantenkopf. 

Prozession geplant 

Am 6. September plant der Verein am Tempel ein großes Fest, wie Krishnamurthy ankündigte. Am sogenannten Ganesha-Tag, an dem Hindus an die Geburt der Gottheit erinnern, soll es eine Art Tag der offenen Tür und eine Prozession geben. 

„Wir erwarten 3.000 bis 4.000 Besucher“, so der Vereinsvertreter. Dabei seien der indische Botschafter und Lokalpolitiker. Wer sich für den Tempel, Kultur und Glauben von Hindus interessiere, sei willkommen. 

Es gibt schon einen Hindu-Tempel in Berlin

Der Tempel in Neukölln wäre der zweite für Hindus in Berlin. 2013 eröffnete in Britz der Sri Mayurapathy Murugan Tempel. Dieser ist nach Angaben Krishnamurthys vor allem Anlaufpunkt für Gläubige mit Wurzeln in Sri Lanka, während hinter dem Projekt an der Hasenheide die indischstämmige Gemeinschaft stehe. 

Wie viele Hindus in Berlin leben, weiß keiner so genau. Während Schätzungen in den vergangenen Jahren von etwa 6.000 ausgingen, glaubt Krishnamurthy, dass es etwa 30.000 sind. Ihre Zahl sei zuletzt stark gestiegen, nicht zuletzt durch Studenten aus Indien.