Bernhard und Hans-Jochen Vogel waren die bekanntesten Brüder in der deutschen Politik. Aus der Eifel kommen zwei CDU-Politiker, von denen einer in Regierungsverantwortung ist. Der andere will dahin.
Eine mit Feuereifer auf einem Kreisparteitag vorgetragene Rede seines sieben Jahre älteren Bruders Patrick hat Gordon Schnieder als Schüler beeindruckt. Für ihn sei damals klar geworden – „da will ich auch mitmachen“. „Da“ war die CDU, genauer die Junge Union Daun, deren Kreisvorsitzender Patrick Schnieder zum Zeitpunkt der Rede 1991 war, wie die Brüder im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur erzählen.
Auch Patrick Schnieder erinnert sich. Mit der Rede habe er mehr junge Kandidaten auf die Wahlliste bringen wollen. „Wir haben uns durchgesetzt“, sagt der zum Bundesverkehrsminister aufgestiegene 57-Jährige. Durchgesetzt haben sich beide des Öfteren, wobei der 50 Jahre alte Gordon Schnieder erst noch nach Regierungsverantwortung strebt. Bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz möchte er die SPD nach dann 35 Jahren in der Regierung ablösen.
In Birresborn wurde gerne über Politik gesprochen
Gemeinsame Termine haben die Brüder selten, obwohl sich ihre Wahlkreise in Teilen überschneiden, berichten sie. Auch wenn ihre Familien nur knapp 40 Kilometer voneinander entfernt wohnen, sehen sie sich oft wochenlang nicht. „An den Hauptfeiertagen klar, ansonsten ist es meistens beruflich, wenn wir uns treffen“, sagt der rheinland-pfälzische Oppositionsführer. „Wir sind aber schon ständig im WhatsApp-Kontakt und wir telefonieren.“
Schon der Vater war in der CDU aktiv. Die beiden Söhne traten bereits als Schüler – mit 16 Jahren – in die Partei ein. Über Politik sei damals zu Hause in Birresborn in der Vulkaneifel gerne gesprochen worden. Auch heute noch – mit der Mutter. Ihr mittlerer Bruder trat ebenfalls in die CDU ein, wurde aber Arzt. Die drei Brüder haben auch eine Schwester, sie ist die älteste.
Nicht immer einer Meinung
„Im Moment bin ich ganz zufrieden damit, wie es in Berlin läuft“, sagt Gordon Schnieder. Als sein Bruder Mitglied des neuen Bundeskabinetts geworden sei, habe das die Familie stolz gemacht. „Aus Spaß habe ich gesagt: „Jetzt regiert mal gut bis zur Wahl!““, erzählt Gordon Schnieder, der auf Rückenwind aus Berlin für die Landtagswahl im März 2026 hofft. „Wir sind im Land ein Stück davon abhängig, was insgesamt in der Bundespolitik passiert“, sagt er.
Bei manchen Punkten sind die Schnieder-Brüder auch mal unterschiedlicher Meinung, bestätigen beide. Welche das sind, verraten sie nicht. „Eine Volkspartei ist breit aufgestellt. Da gibt es auch in manchen Themen verschiedene Überlegungen“, betont Gordon. „Aber wenn es dann Mehrheiten für eine Richtung gibt, dann stehen auch alle dahinter.“
Joggen versus Wandern
CDU, Eifel, Wehrdienst, Katholizismus: Vieles eint die Brüder. Beide waren Generalsekretär der CDU Rheinland-Pfalz, beide sind Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV. Aber sie sind auch unterschiedlich: Patrick ist 2,02 Meter groß, was ihm den Spitznamen „Eifelturm“ einbrachte, und Marathonläufer. Gerne beginnt er den Tag in Berlin mit einer Joggingrunde an der Spree. Musik ist seine zweite Leidenschaft, er hat lange Klavier und gelegentlich auch Orgel gespielt. Organist war übrigens auch sein ebenfalls aus Rheinland-Pfalz kommender Amtsvorgänger im Bundesverkehrsministerium, Volker Wissing.
Gordon Schnieder spielt kein Instrument, das Laufen ist nicht sein Ding. Er hat Spaß am Wandern und Radfahren, hat eine Briefmarken- und Münzsammlung und er kocht gerne. Insbesondere seine Fleisch- und Grillgerichte schmecken dem Bruder. Gordon Schnieder achtet auf seine Linie, rund 15 Kilogramm hat er abgenommen. Für die Musik engagiert er sich im Ehrenamt, als Vizepräsident im Landesmusikverband – zuständig vor allem für Personal und Finanzen.
Gordon Schnieder wollte immer in die Eifel zurück
Der CDU-Landeschef ist gelernter Diplom-Finanzwirt, hat in Nordrhein-Westfalen in der Finanzverwaltung gearbeitet und je drei Jahre in Köln und Bonn gelebt, bevor er in die Kreisverwaltung in den Eifelkreis Bitburg-Prüm wechselte. „Mit Köln bin ich nie richtig warm geworden, das war mir zu groß. Bonn war schon schöner, aber es war immer mein Wunsch, zurückzukehren.“
Bei Patrick Schnieder war das nicht ganz so. Den noch jungen Anwalt zog es von Bonn zurück in die Eifel, weil er gefragt wurde, Bürgermeister in der Verbandsgemeinde Arzfeld zu werden. Elf Jahre hatte er das Amt inne und saß bis zu seiner Ernennung als Minister nicht nur im Bundestag, sondern auch im Kreistag Bitburg-Prüm. Eigentlich habe er Richter werden wollen, erzählt er. Die politische Karriere sei nicht sein Ziel gewesen, habe sich eben so ergeben.
Ihr privates Glück haben beide in der Eifel gefunden. Patrick Schnieder kennt seine Frau aus der Schulzeit. Gordon Schnieders Frau kommt aus der Nähe von Birresborn. Mit ihr und drei Kindern lebt Schnieder in seinem Elternhaus.
Beide kommen aus der Kommunalpolitik
Die Kommunalpolitik halten beide hoch. „Es hat mir bisher nicht geschadet, zu wissen, dass die Kommunen mit dem, was wir in Berlin, aber auch in Mainz machen, zurechtkommen müssen“, sagt Patrick Schnieder. Seinem Bruder liegen die hoch verschuldeten Kommunen in Rheinland-Pfalz besonders am Herzen. Die SPD-geführten Landesregierungen hätten diese Jahrzehnte lang vernachlässigt, wird er nicht müde zu sagen.
Für Gordon Schnieder ist klar: Er kämpft darum, dass nach der Wahl 2026 in Rheinland-Pfalz keine Regierung ohne die CDU möglich ist. Dass dies trotz eines Vorsprungs in Umfragen kein Selbstläufer wird, weiß auch Bruder Patrick. Die allermeisten Menschen blickten auf die Bundespolitik, sagt er. „Die Wahrnehmung der Länder ist schwierig in der Öffentlichkeit und als Opposition haben sie einen nochmal schwereren Stand.“