Kulturhauptstadt Europas: Große Munch-Schau in Chemnitz – Gemälde kehrt zurück

Edvard Munch war einst selbst in Chemnitz und schuf dort Gemälde. Nun widmen die Kunstsammlungen dem norwegischen Künstler eine große Ausstellung unter dem Titel „Angst“.

Der norwegische Künstler Edvard Munch war wichtiger Wegbereiter der Moderne. Dereinst führte ihn sein Lebensweg auch nach Chemnitz. Deswegen widmen ihm die dortigen Kunstsammlungen nun eine große Ausstellung unter dem Titel „Angst“. Neben fast 100 Arbeiten von Munch selbst haben die Kuratorinnen viele Arbeiten anderer Künstler wie Andy Warhol, Neo Rauch, Georg Baselitz und Karl Schmidt-Rottluff zusammengetragen. Zudem kehrt ein Gemälde Munchs erstmals nach fast 90 Jahren in die Stadt zurück. 

Angst und Einsamkeit, Krankheit, Liebe und Tod sind Themen, die sich durch Munchs umfangreiches Werk ziehen. Diese Themen seien universell und machten seine Arbeiten bis heute aktuell, betonte die Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, Florence Thurmes. In vielerlei Hinsicht habe er seinerzeit technisch und inhaltlich neue Wege beschritten und sei prägend für nachfolgende Künstlergenerationen gewesen. 

Andy Warhol greift Munchs „Schrei“ auf 

Munchs weltberühmtes Schrei-Motiv wird in der Chemnitzer Ausstellung als Lithografie aus dem Jahr 1895 gezeigt. Es tritt in den Dialog mit Andy Warhols „The Scream (After Munch)“ von 1984. Als Würdigung Munchs hatte Warhol die Lithografie nachgezeichnet und mit Farbfeldern in Schwarz, Gelb, Grün, Pink und Blau untersetzt. Auch der Künstler Osmar Osten hat sich mit dem „Schrei“ auf seine ganz eigene Art auseinandergesetzt, wie die Ausstellung zeigt. 

So werden Arbeiten Munchs immer wieder in Beziehung zu Werken anderer Künstler gesetzt. Sein Selbstporträt etwa, das ihn vor schwarzem Hintergrund zeigt, im Vordergrund ein knochiger Arm als Zeichen der Vergänglichkeit, hängt neben einer Videoarbeit von Marina Abramović. Darin ist sie mit goldener Maske zu sehen, die nach und nach fällt. Irene Böschs „Bangende“ zeigt eine nackte Frau nach vorn gekrümmt auf einem Hocker – ausgeliefert und verwundbar. Auch Michael Morgner, der sich immer wieder mit Themen wie Tod, Leiden und Verlusterfahrungen auseinandersetzt, ist vertreten. 

Gemälde kehrt nach fast 90 Jahren zurück

In Chemnitz wurde Munch schon zu Lebzeiten mehrfach mit Ausstellungen gewürdigt. Daran wird ebenfalls erinnert, etwa mit einem Plakat der Retrospektive 1929. Darauf abgedruckt ist das Gemälde „Zwei Menschen. Die Einsamen“. 1937 musste es unter den Nationalsozialisten wieder verkauft werden. Mit der aktuellen Ausstellung kehrt es zurück, wenn auch nur vorübergehend. Nach fast 90 Jahren sei es erstmals wieder in Deutschland und Chemnitz zu sehen, betonte Thurmes. Es zeigt eine Frau und einen Mann an einem nordischen Strand aufs Meer blickend. Zwischen beiden herrscht nicht nur räumlich Distanz, sondern auch emotional. 

Munch selbst war 1905 auf Einladung eines Textilunternehmers einige Wochen in Chemnitz. In dieser Zeit entstanden mehrere Gemälde und Zeichnungen, von denen zwei in der Ausstellung zu sehen sind: das Porträt von Herbert Esche und das Landschaftsbild „Blick aufs Chemnitztal“.

Ausstellung ist ein Höhepunkt im Kulturhauptstadtjahr 

Chemnitz ist dieses Jahr zusammen mit dem slowenischen Nova Gorica an der Grenze zu Italien Kulturhauptstadt Europas. Die Munch-Ausstellung „Angst“ gilt als einer der Höhepunkte im Programm. Sie ist vom 10. August bis 2. November in den Kunstsammlungen am Theaterplatz zu sehen. Parallel dazu gibt es zahlreiche Veranstaltungen wie Filmvorführungen, Vorträge, Lesungen, Führungen und Workshops – etwa zum Thema „Schreien – aber richtig!“.