Onlinebanking, Kinder- und Jugendpornografie – die Polizei muss riesige Datenmengen sichten. Im Jahr 2024 ist der Anstieg in Niedersachsen enorm, das hat einen besonderen Grund.
Das Ausspähen und Abfangen von Daten, Datenhehlerei, Computerbetrug sowie Computersabotage nehmen immer mehr zu. Im vergangenen Jahr wurden in Niedersachsen – nach den neuen, erstmals geltenden Erfassungsregeln der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) – 30.886 Cybercrimedelikte (gegenüber 13.218 im Jahr 2023) registriert, wie das Innenministerium mitteilte.
Der drastische Anstieg liege darin begründet, dass seit 2024 auch Fälle erfasst würden, bei denen der Ort der strafbaren Handlung entweder nicht eindeutig ermittelt worden oder die Tat vom Ausland aus erfolgt sei. Diese zusätzliche Erfassung bilde die Auswirkungen von Cyberkriminalität auf die Geschädigten und die Polizei deutlich realistischer ab. Es seien 3.649 Tatverdächtige in Deutschland (2023: 3.422) und 1.184 im Ausland (2023: 1.339) ermittelt worden.
Für die Polizei bedeuten die Ermittlungen im digitalen Umfeld, dass sie riesige Datenmengen sicherstellen und untersuchen müssen: 2024 waren es erstmals mehr als 10 Petabyte (mehr als 10 Millionen Gigabyte), die untersucht wurden (2023 waren es noch circa 8,5 Petabyte). Mehr als 60 Prozent lagen im Bereich mit Kinder– und Jugendpornografie.
Innenministerin: Gute Ausstattung der Polizei ist wichtig
Vor dem Hintergrund des Anstiegs von Cybercrime sei es umso wichtiger, dass die Polizei gut ausgestattet sei, betonte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) nun in der Polizeidirektion Lüneburg: „Dabei leisten die IT-Forensik-Labore der Polizei Niedersachsen einen entscheidenden Beitrag.“
Im Bereich der Verbreitung pornografischer Inhalte ist den Angaben zufolge eine Abnahme um 14,11 Prozent auf 6.991 Fälle zu verzeichnen. Kinderpornografie-Delikte seien in diesem Zusammenhang um 18,69 Prozent auf 5.574 Fälle gesunken – Jugendpornographie-Delikte hingegen um 65 Taten von 1.126 auf 1.191 Fälle gestiegen.
Angriffe gegen Onlinebanking mit 11,5 Millionen Euro Schaden
Klassisch für Cybercrime sind nach wie vor die Angriffe gegen das Onlinebanking. Hier registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 2.493 Fälle mit einem Schaden in Höhe von circa 11,5 Millionen Euro, was einen Rückgang gegenüber den 2023 festgestellten 2.814 Fällen mit einer Schadenshöhe von 14,4 Millionen Euro darstellt.
Ransomware-Delikte auf Institutionen, bei denen Dateien verschlüsselt oder Zugriffe auf Computer und Netzwerke verhindert werden, sind laut LKA Niedersachsen von 78 gemeldeten Fällen 2023 auf 60 gesunken.“Mit dem stetigen Anstieg von Anzahl und Volumen digitaler Spuren in den vergangenen Jahren ist auch ein großer Bedarf an kriminalistischer Digitalkompetenz entstanden, auf den die Polizei mit einer höheren Anzahl von Cyberermittlerinnen und -ermittlern sowie von IT-Spezialisten reagiert hat“, sagte Behrens. Die Anforderungen an den „Tatort Internet“ spielten in der praktischen Arbeit der Polizei seit Jahren eine immer größere Rolle.