Bruce Weber hat die größten Stars fotografiert und aus Unbekannten berühmte Models gemacht. Nun hat er einen gewaltigen Bildband voller Erinnerungen herausgebracht.
Wer in den 80er- und 90er-Jahren eine aufsehenerregende Werbekampagne herausbringen wollte, setzte alles daran, einen Fotografen wie Bruce Weber zu gewinnen. Er war es zum Beispiel, der 1983 der Unterhose ein ganz neues Image verlieh, indem er für Calvin Klein mit dem Athleten Tom Hintnaus ein Foto machte, das Passanten mitten auf der Straße stehen bleiben ließ: Mehrere Stockwerke hoch prangte der Sportler im weißen Baumwollhöschen am New Yorker Times Square. Bis heute lassen sich Schauspieler, Musiker und andere Prominente gern in der ikonischen Wäsche ablichten.
„My Education“ von Bruce Weber, Taschen Verlag, 564 Seiten in Englisch, Deutsch, Französisch, 125 Euro, hier bestellbar
© 2025 Bruce Weber / Taschen In „My Education“ wirft Bruce Weber einen Blick auf sein Leben, auf die Menschen, von denen er gelernt und mit denen er gearbeitet hat. Menschen sind auch sein zentrales Motiv, ob nackt, be- oder verkleidet, ob in erotischer Pose oder mit der ganzen Familie. Die Familie hat für den 79-jährigen Amerikaner immer große Bedeutung gehabt, auch wenn es mal Meinungsverschiedenheit gab. Weber erinnert sich an einen Besuch seines Vaters bei ihm in New York: „Ich sagte: ‚Dad, wenn du über den Times Square gehst, wirst du was zu lachen kriegen, weil da auf Calvin-Klein-Werbetafeln fünf von meinen Fotografien hängen.‘ Am nächsten Tag erwähnte er die Fotos nicht, und als ich ihn fragte, ob er sie gesehen habe, antwortete er: ‚Ja, hab‘ ich. Ich bin immer noch der Meinung, dass du was Seriöses machen solltest.'“ Der Witz daran ist, dass Webers Vater ebenfalls Fotograf war.
Sein Blick auf die Menschen, die er fotografiert, ist liebevoll. Die Ausstrahlung seiner Models lässt erkennen, dass sie dem Mann hinter der Kamera vertrauen. Auch wenn er sein Geld mit der Modefotografie verdient, finden sich in dem neuen Bildband zahlreiche Motive, die wie private Schnappschüsse wirken. Neben der Fotografie gilt Webers Liebe dem Film, auch hier ist er erfolgreich: Bei der Oscarverleihung 1989 wurde „Let’s Get Lost“, ein Dokumentarfilm über den Jazzmusiker Chet Baker, den Weber gemeinsam mit seiner Frau gedreht hat, für den Oscar in der Kategorie Bester Dokumentar-Kurzfilm nominiert.