Tiere: Bayern sauer über unterschiedliche Bewertung zum Wolf

Die Wolfspopulation in Deutschland entwickelt sich „günstig“, findet das Bundesumweltministerium – aber nur im Nordwesten Deutschlands. Im Südosten hält man sich mit Kritik daran nicht zurück.

Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber hat das Bundesumweltministerium scharf dafür kritisiert, die Aussichten für die Ausbreitung des Wolfs vorerst nur im Nordwesten Deutschlands als günstig einzustufen. „Auf was wollen wir warten“, wird die CSU-Politikerin in einer Mitteilung des Ministeriums zitiert. „Wir wissen, dass wir mehrere tausend Wölfe in Deutschland haben. Wir wissen, wie stark die Population wächst.“

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hatte im Monitoringjahr 2023/24 in Deutschland 209 Wolfsrudel erfasst – und etwa 1.600 Einzeltiere in bestätigten Territorien. 

Ohne die Feststellung eines günstigen Erhaltungszustands dürften vorerst weiter hohe Anforderungen für die Jagd auf Wölfe in Bayern gelten – zum Unmut Kanibers. Die Länder müssten gezielt eingreifen können, um größere Schäden für Landwirte vermeiden zu können, forderte die Ministerin.

Kaniber: „Wölfe kennen keine Landesgrenzen“ 

Von Bundesumweltminister Carsten Schneider vom Koalitionspartner SPD erwarte sie, „schnellstmöglich“ bundesweit klare Verhältnisse zu schaffen: „Wir dürfen auch die süddeutschen Bauern nicht gegen ihre norddeutschen Kollegen ausspielen. Wölfe kennen keine Landesgrenzen – also darf auch der Schutz unserer Weidetiere nicht an Landesgrenzen scheitern.“

Bundesagrarminister und CSU-Parteifreund Alois Rainer habe mit seiner Ankündigung, den Wolf in das Bundesjagdrecht aufnehmen zu wollen, gezeigt, dass man handeln könne, wenn man wolle. „Jetzt muss auch das Bundesumweltministerium liefern – und zwar unverzüglich“, sagte Kaniber.

Der bayerische Bauernverband (BBV) forderte, das Bundesumweltministerium solle für die Alpenregion bei einer Nachmeldung ebenfalls eine Bewertung des Erhaltungszustands aussprechen. Man werde dies „vehement einfordern, um insbesondere Bayerns Weidetierhaltern in Berggebieten eine Stimme zu geben“, sagte BBV-Umweltpräsident Stefan Köhler. Laut Kaniber ist besonders auf Almen und Alpen der Herdenschutz durch Zäune nur schwer möglich.

Bund Naturschutz: aktuell neun Rudel in ganz Bayern 

In Bayern gibt es laut Landesamt für Umwelt in 13 Regionen standorttreue Wölfe. Nach Angaben des Bunds Naturschutz leben derzeit neun Rudel im Freistaat. Zum Vergleich: In Brandenburg lebten laut BfN zuletzt 58 Rudel, in Niedersachsen 48 und in Sachsen 37.

CSU und Freie Wähler setzen sich für eine leichtere Jagd auf die Tiere ein, um Weidetiere zu schützen. Naturschützer sehen einen Abschuss von Wölfen dagegen nur als letztes Mittel nach einer Einzelfallprüfung – und nur bei Wölfen, die für Weidetiere oder Menschen gefährlich sind.

Mitteilung des Umweltministeriums Biogeografische Regionen in Deutschland