Sterbehilfe für eigene Eltern: Bewährungsstrafe in Bielefeld

Weil er seinen eigenen Eltern beim Sterben half, hat das Landgericht Bielefeld einen 60-Jährigen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Schuldig gesprochen wurde er wegen Beihilfe zum Totschlag, wie ein Gerichtssprecher am Donnerstag auf Anfrage sagte. 

Die Kammer sah es als erwiesen an, dass der Sohn Geräte besorgte, mit denen sich sein Vater im Januar 2024 zusammen mit seiner Frau ums Leben brachte. Hintergrund war, dass die Frau durch ihre Demenz nicht mehr in der Lage war, ihren Willen frei zu bilden. 

Wegen seiner eigenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen sah der Vater keine Möglichkeit mehr, sie weiter zu pflegen. Weil er mit seiner Frau auch nicht in ein Pflegeheim gehen wollte, entschloss er sich, gemeinsam mit ihr zu sterben. 

Der Angeklagte leistete dem Urteil zufolge zur Tötung seiner Mutter Beihilfe, indem er die für die Tat benutzten Heliumflaschen sowie zwei Gesichtsmasken besorgte, mit denen sie das Gas einatmete. Zudem baute der 60-Jährige laut Urteil eine Hängevorrichtung für den Schlauch zwischen den Flaschen und den Masken.

Mit dem Urteil entsprach die Kammer der Forderung der Staatsanwaltschaft aus ihrem Plädoyer. Die Verteidigung forderte einen Freispruch.