Fischerei im Wattenmeer: Krabbenfischerdialog in SH vorerst gescheitert

Seit März 2024 sprechen Fischer, Naturschützer und Vertreter der Landesregierung in SH über die Zukunft der Krabbenfischerei im Wattenmeer. Nun wurde der Dialog vorerst ohne Ergebnis beendet.

Der im März 2024 gestartete Dialog zur Zukunft der Krabbenfischerei im Nationalpark schleswig-holsteinisches Wattenmeer zwischen Fischern, Umweltschützern und der Landesregierung ist vorerst ohne Ergebnis beendet worden. In vielen Punkten habe es Annäherungen und gegenseitiges Verständnis gegeben und Vertrauen sei gewachsen, teilten die Krabbenfischer mit.

„Bei der zentralen Frage jedoch, wie viel Prozent des Nationalparks dauerhaft fischereifrei gestellt werden sollen, konnte keine Einigung erzielt werden.“ Da keine Seite zu weiteren Zugeständnissen bereit war, wurde der Dialogprozess den Angaben zufolge beendet, teilten die Krabbenfischer weiter mit. 

Die beiden Naturschutzorganisationen Schutzstation Wattenmeer und WWF Deutschland, die an dem Dialog teilgenommen hatten, bedauerten ebenfalls, dass der Zukunftsdialog, mit dem auch eine nationalparkverträgliche Ausgestaltung der Krabbenfischerei in Schleswig-Holstein erreicht werden sollte, erfolglos blieb. 

Auch in Niedersachsen gibt es einen Dialogprozess

In Niedersachsen hatte das dortige Landwirtschaftsministerium im April einen eigenen Dialog mit Fischern, Naturschützern und Wissenschaftlern begonnen. In dem Format wollen die Beteiligten gemeinsam über wirtschaftliche Perspektiven für die Küstenfischerei und über Lösungen für eine nachhaltigere Ausrichtung der Branche diskutieren. Ergebnisse werden für das Frühjahr 2026 erwartet.

Das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerium teilte mit, aus seiner Sicht „wäre es sinnvoll, einen länderübergreifenden Dialog mit Niedersachsen fortzusetzen und zugleich die Entwicklungen auf Bundesebene – insbesondere die Umsetzung der Empfehlungen der Zukunftskommission Fischerei – eng einzubeziehen“. Eine tragfähige Lösung könne nur gemeinsam mit der Fischerei entwickelt werden. „Großflächige Sperrungen ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf die Betriebe könnten für viele das wirtschaftliche Aus bedeuten.“

Naturschutzorganisationen: Landesregierung muss aktiv werden

Die beiden Naturschutzorganisationen fordern, dass nun die schleswig-holsteinische Landesregierung mit der Einrichtung fischereifreier Gebiete gültiges Recht im Nationalpark umsetze. Die Krabbenfischerei mit ihren Bodenschleppnetzen beeinträchtige den Nationalpark auf fast der gesamten Wasserfläche. Dies stehe im Widerspruch zu einer ungestörten Entwicklung der Natur, dem wichtigsten Ziel eines Nationalparks, teilten die Verbände weiter mit. 

Die Krabbenfischer hingegen verwiesen auf aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen, die zu dem Ergebnis kommen, dass der Einsatz des spezifischen Krabbenfanggeschirrs im Wattenmeer keine langfristigen oder strukturell relevanten Auswirkungen auf die Bodenfauna und -morphologie verursacht. 

Zudem habe es bereits zur Gründung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer eine fischereiliche Verträglichkeitsprüfung gegeben, „die ebenfalls zu einem positiven Ergebnis hinsichtlich der Krabbenfischerei gelangte“. Daher sei diese traditionelle Fischerei auch in großen Teilen des Nationalparks, einschließlich Teilen der streng geschützten Schutzzone 1, weiterhin zulässig geblieben. 

Bereitschaft für weitere Gespräche weiterhin vorhanden

Die Krabbenfischer sagten, der Schutz des Wattenmeeres sei von zentraler Bedeutung – nicht zuletzt, weil die Fischerei unmittelbar von einem intakten Ökosystem abhängig ist. Sie versicherten, dass die Bereitschaft, gemeinsam mit Politik und Umweltverbänden tragfähige Lösungen zu entwickeln, weiterhin bestehe. Auch Schutzstation Wattenmeer und WWF bekräftigten ihre Bereitschaft, auch weiterhin an einer gemeinsamen Lösung konstruktiv mitzuwirken.