Festival: Minister wirbt in Wacken für Moorschutz

Das Heavy-Metal-Festival in Wacken ist bekannt für seinen Schlamm. Matten aus einem ungewöhnlichen Material könnten mehr Trittsicherheit bringen. Die Besucher erwartet ein kleines Experiment.

Für den Moorschutz betritt Bundesumweltminister Carsten Schneider musikalisches Neuland: Der SPD-Politiker will am Donnerstag das Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken besuchen. „Ich mag eher Punkrock, aber laut ist gut – und ich war noch nie auf so einem großen Festival“, sagte der SPD-Politiker. Das Wacken Open Air (W:O:A) startet diesen Mittwoch und dauert bis zum Samstag (2. August)

Moorgras-Matten gegen den Wackener Matsch

Schneider will sich in Wacken über die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit informieren und eine 200 Meter lange Teststrecke mit Matten aus Binsen und anderen Moorgräsern anschauen. Es soll ausprobiert werden, ob die Naturmaterialien verhindern können, dass sich der Boden unter den Füßen der erwarteten 85.000 Besucherinnen und Besucher in Matsch verwandelt. Das Festival in dem kleinen Dorf ist berühmt-berüchtigt für die oft schlammigen Bedingungen. 

Die Matten bestehen aus Binsen und anderen Moorgräsern sowie Jutegarn und zur Stabilität auf der Unterseite aus Kokosfasern. Hergestellt haben sie Firmen aus der Region. Zu den Kokosfasern gibt es laut Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein noch keine kostengünstige regionale Alternative.

Die Materialien kommen von der „Klimafarm“, einem Projekt der Stiftung, das mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert und von der Kieler Christian-Albrechts-Universität begleitet wird. Ziel ist, die schonende landwirtschaftliche Nutzung von Moorgebieten zu erkunden und Produkte zu entwickeln. 

Moore sind Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel

Moore machen weltweit nach Zahlen der Universität Greifswald weniger als vier Prozent der Landfläche aus. In der Vergangenheit waren es demnach mehr als fünf Prozent. Fast die gesamte verbleibende Fläche wurde den Angaben zufolge entwässert und wird für Land- oder Forstwirtschaft genutzt. 

Die Feuchtgebiete sind wichtige Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel, weil sie hohe Mengen an Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid, langfristig speichern können. Das Bundesumweltministerium fördert deshalb die Wiedervernässung und schonende Nutzung von Mooren. 

Die Wackener Matten halten im besten Fall das gesamte viertägige Festival durch und verrotten danach einfach. Sogenannte Erosionsschutzmatten werden nach Angaben der Stiftung auch im Straßenbau, im Uferschutz sowie im Garten- und Landschaftsbau verwendet, um das Anwachsen von Pflanzen zum Beispiel an Hängen zu erleichtern. 

„Das wird bestimmt lustig“

Der Bundesumweltminister sagte: „Ich glaube, ist es eine gute Gelegenheit, mit vielen Tausend Menschen, die ihr Festival lieben, auch noch ein bisschen das Umweltbewusstsein zu schärfen. – Ich kriege ja Politik nur durchgesetzt, wenn die Leute das gut finden und das auch wählen.“ 

In Rockerkluft will der Minister sich für seinen Besuch nicht werfen. Das passe kulturell nicht zu ihm. „Aber locker, locker denke ich schon.“ Auf den Besuch freut er sich: „Ich bin ja ein lebensbejahender Mensch und treffe gerne Leute, und das wird bestimmt lustig.“

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