Der brandenburgische Folienhersteller Orafol investiert kräftig am Standort Oranienburg – doch der Blick geht auch in die Welt. Der Zollkonflikt mit den USA beschäftigt das Familienunternehmen.
Der Chef des Oranienburger Folienherstellers Orafol, Holger Loclair, fordert von Kanzler Friedrich Merz (CDU) ein stärkeres Engagement im Handelskonflikt mit den USA. „Der Kanzler hat kürzlich gesagt, die EU muss sich dabei auf das Wichtigste vom Notwendigen konzentrieren. Das muss er jetzt aber auch zur Chefsache machen und durchsetzen“, sagte Loclair in einem Interview mit der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (MAZ).
Orafol, das nach eigenen Angaben größte industrielle Familienunternehmen Ostdeutschlands, hat seinen Hauptsitz im brandenburgischen Oranienburg und Produktionsstätten unter anderem in den USA, Mexiko und China.
Reflexartige Gegenzölle der EU sehe Loclair kritisch. „Damit riskieren wir sehenden Auges, unsere eigene Industrie zu beschädigen. Auch Orafol wäre davon stark betroffen.“
Orafol setzt auf „German Engineering“
Nicht erst seit den Handelskonflikten habe in seiner Firma ein strategisches Umdenken eingesetzt. „Spätestens seit der Corona-Krise war für uns klar: Export allein reicht nicht mehr. Wir müssen dort produzieren, wo die Märkte sind, in den USA oder Südostasien zum Beispiel“, sagte Loclair weiter. „Statt auf „Made in Germany“ setzen wir heute auf „German Engineering“.“
Ob er den Firmensitz in die USA verlegen will? „Wir fühlen uns wohl in Oranienburg, wir sind hier zu Hause. Aktuell habe ich auch wieder das Gefühl, dass man uns in Brandenburg versteht“, so der Orafol-Chef.
Investitionssumme aufgestockt
Nach einem Gespräch mit Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) im März habe Loclair die Investitionsplanung für den Zeitraum 2025 bis 2027 von 60 Millionen auf 100 Millionen aufgestockt. „Wenn ich das Gefühl habe, die Politik hört zu, versteht und zieht mit uns an einem Strang, dann macht es mir doch auch Spaß, zu investieren!“
Als Zielmarke für den Jahresumsatz nannte Loclair eine Milliarde Euro für die Gruppe. Am Standort Oranienburg seien 2024 bereits 565 Millionen Euro Umsatz erzielt worden, 600 Millionen Euro seien nun das Ziel. Orafol beschäftigt weltweit 3.000 Mitarbeiter, davon 1.300 am Stammsitz in Oranienburg.