Billy McFarland, Erfinder des Fyre Festivals und verurteilter Betrüger, hat die Konzertmarke bei Ebay versteigert. Was hat ihn zu diesem Schritt bewogen?
Es sollte einst ein Festival der Superlative werden: Luxus, Stars und Instagram. Stattdessen wurde es das wohl spektakulärste PR-Desaster der digitalen Neuzeit: das Fyre Festival. Doch die gescheiterte Musikveranstaltung ist nicht nur ein gigantischer Flop, sie ist auch eine Marke. Ihr Name dürfte spätestens seit der Netflix-Doku über das ebenso teure wie desaströse Festival im Jahr 2017 sehr vielen Menschen ein Begriff sein. Für den Mann hinter der Veranstaltung, Billy McFarland, schien die lukrativste Option, aus seiner Idee doch noch Geld zu machen, letztendlich der Verkauf der Marke zu sein. Und genau das hat er in dieser Woche getan – und zwar auf Ebay.
Das Fyre Festival war erst Katastrophe, dann Kult
Die Geschichte des Fyre Festivals ist eine Parabel über Größenwahn, Social Media und Kinder reicher Eltern: McFarland, Unternehmer, Blender und später verurteilter Hochstapler, hatte nach dem Ende seines fragwürdigen Lifestyle-Tech-Unternehmens Magnises die Vision gehabt, gemeinsam mit dem Rapper Ja Rule (dessen Rolle im Chaos noch heute umstritten ist), das Fyre Festival aus dem Boden zu stampfen: ein Boutique-Event auf den Bahamas, mit Luxusvillen, Star-Köchen und Models an jeder Ecke – vermarktet über Influencer wie Kendall Jenner und Bella Hadid. Das Problem: Nichts davon war wirklich organisiert, kaum ein Act tatsächlich gebucht und am Ende existierte vom versprochenen Luxus – nichts.
Statt Luxusvillen gab es Zeltlager, statt Gourmetküche Toast mit Scheiblettenkäse, statt Stars auf der Bühne gab es einen Tropensturm und so gut wie keine sanitären Anlagen. Die Gäste – teils für fünfstellige Summen angereist – waren auf der Insel Great Exuma gestrandet. Twitter, wie X damals noch hieß, explodierte. Da vor allem junge Menschen mit viel Geld auf den Schwindel hereingefallen waren, war die Schadenfreude groß.
Die Streaming-Anbieter Netflix und Hulu witterten Publikumshits und produzierten zeitgleich Dokumentationen über das Desaster. Und Billy McFarland wurde 2018 zu sechs Jahren Haft verurteilt – nicht direkt wegen des katastrophal geplanten Festivals, sondern wegen millionenschweren Betruges. Er verbrachte mehrere Jahre im Gefängnis.Fyre-Festival-Schöpfer Billy McFarland, 33
© Jefferson Siegel
Was wurde aus dem Fyre Festival II?
Und dann, ein Plot-Twist: Kaum auf freiem Fuß, kündigte McFarland im Jahr 2023 das Fyre Festival II an – mit neuer Website, unfassbar teuren Tickets und – bis zuletzt keinem Line-up. Stattfinden sollte es, dieses Mal ganz bestimmt gut organisiert und wirklich luxuriös, in Mexiko. Im Mai 2025.
Doch die Neuauflage des Spektakels fand nicht statt. Im April sagte McFarland die Veranstaltung ab. Vermutlich, weil niemand wahnsinnig genug war, um tatsächich Tickets zu kaufen. Und vermutlich war das der Moment, als dem 33-Jährigen klar wurde: Weder mit einem echten, noch mit einem erfundenen Festival würde er je wieder einen Cent verdienen. „Es ist Zeit, die Fackel weiterzureichen“, verkündete er in den sozialen Medien.
Schnäppchenpreis auf Ebay
Und so entledigte sich McFarland nun auf recht unluxuriöse Weise seiner Schöpfung: Die Ebay-Auktion, bei der die Marke Fyre Festival den Besitzer wechselte, brachte ihm gerade einmal 245.000 US-Dollar (210.000 Euro) ein. Viel Geld für normale Menschen, wenig für jemanden, der diesen Preis für eine bloße Handvoll Tickets für sein eigenes Festival verlangt hatte. Wer der Käufer ist, ist unbekannt. Ob es unter der neuen Führung doch irgendwann ein zweites Fyre Festival geben wird, ebenfalls.
Quellen: „New York Times“, „Fortune“