An der Kunsthochschule Halle steht der Vorwurf antisemitischer Botschaften im Raum. Die Leitung weist das zurück – und entfacht eine Debatte über Kunstfreiheit.
Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hat sich gegen den Vorwurf gewehrt, bei ihrer Jahresausstellung antisemitische Inhalte gezeigt zu haben. In einer Stellungnahme spricht die Hochschulleitung von „Mutmaßungen und falschen Darstellungen“ und verweist auf die im Grundgesetz verankerte Kunstfreiheit. Die Jahresausstellung fand am vergangenen Wochenende (12. und 13. Juli) an mehreren Standorten in Halle statt.
Kritik hatte sich unter anderem an einem Relief auf dem Campus Kunst entzündet, das laut dem Bündnis gegen Antisemitismus Halle einen Schweinekopf neben einer Palästinaflagge zeigen und damit antisemitische Motive aufgreifen soll. Die Hochschule erklärt dazu: „Es enthält als solches keine figurativen Motive, die genaue Form ist aus einem plastischen Prozess entstanden, dessen Ergebnis eben genau nicht eindeutig lesbar sein soll.“ Vom Künstler sei ausdrücklich kein konkretes Motiv intendiert gewesen. Die farbliche Bearbeitung sei in diesem Jahr neu hinzugekommen und solle die Empathie des Künstlers mit der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen ausdrücken.
Zwischen Deutungsspielraum und Empörung
Auch eine Modenschau, bei der laut Kritikern mehrere Models Palästinensertücher getragen haben und ein Flugblatt verteilt worden sei, das Israel eines Völkermords bezichtige, hatte den Angaben zufolge bei einigen für Empörung gesorgt. Die Hochschulleitung erklärte dazu, man bewerte die Kleidung von Studierenden grundsätzlich nicht – weder in Bezug auf Muster noch auf mögliche politische Aussagen, solange diese nicht verfassungsfeindlich seien. „Dies trifft im vorliegenden Fall nicht zu“, heißt es in der Stellungnahme.
Zudem geriet eine Publikation in die Kritik, in der Studierende zur Solidarität mit Kulturschaffenden in Palästina aufgerufen hatten. Die Hochschule erklärte dazu, es handele sich dabei nicht um eine hochschuleigene Veröffentlichung, die Verantwortung liege allein bei den Herausgeberinnen und Herausgebern.
Hochschule prüft rechtliche Möglichkeiten
Die Hochschule kündigte an, ihre rechtlichen Möglichkeiten im Umgang mit den Vorwürfen zu prüfen.
Zuvor hatten unter anderem das Bündnis gegen Antisemitismus Halle sowie der FDP-Landtagsabgeordnete Konstantin Pott Kritik an der Ausstellung geübt. Pott forderte eine klare Distanzierung der Hochschule von antisemitischen Tendenzen und kündigte eine parlamentarische Anfrage an.