Biografie: Jay Khan erlebte nach Dschungelcamp „Hölle auf Erden“

Ex-Boyband-Mitglied Jay Khan hat eine viel beachtete Autobiografie geschrieben. Darin rechnet er zum Teil auch mit dem Showbusiness ab.

Die Zeit nach seiner Teilnahme am RTL-Dschungelcamp war für Sänger Jay Khan nach eigenen Angaben extrem hart. „Ich hatte sechs, sieben Jahre danach die Hölle auf Erden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Heute wäre das vielleicht eine Nachmittagsmeldung bei Promiflash an einem Dienstag. Aber selbst im Bewusstsein dessen, dass es eine andere Zeit war und Reality-TV in Deutschland gerade erst anfing, ist das, was mir da passiert ist, extraordinär im absolut Negativen.“

Nach seiner Teilnahme an der Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ war Khan in den Medien vorgeworfen worden, er habe eine Beziehung mit Mit-Camperin Indira Weis für die Kameras inszeniert. „Unsere Liebe hatte keine Chance. Überall, wo wir hingegangen sind, wurde uns vorgeworfen, dass wir nur für die Quote zusammen seien“, wurde Khan im Juli 2011 von der „Bild“-Zeitung. „Diffamierung, Denunzierung“, nennt Khan das heute im Gespräch mit der dpa. „Das ist ein Beispiel, das nach wie vor seinesgleichen sucht.“ 

Khan packt in Biografie „Tariq und ich“ aus

Die Dschungel-Episode ist auch Teil seiner Autobiografie „Tariq und ich“, die gerade auf den Markt gekommen ist und in der das ehemalige Mitglied der Erfolgs-Boyband US5 sehr persönliche Einblicke gibt in sein Leben – vom Aufwachsen als Tariq in einem Berliner Plattenbau bis hin zu Auftritten auf den großen Bühnen.

Heute nennt er es einen Fehler, 2010 im Dschungel dabei gewesen zu sein. „Der Reiz des vermeintlich schnell verdienten Geldes und die Gier nach einer breiten Wahrnehmung blenden mich“, schreibt er in der Autobiografie, in der er auch betont: Die Gefühle für Indira waren nicht gespielt: „Ich fühle mich zu der Frau hingezogen.“ 

Khans Biografie macht auch deshalb Schlagzeilen, weil er darin seinem Entdecker, dem 2016 gestorbenen Boyband-Übervater und Gründer der Backstreet Boys, Lou Pearlman, etwas vorwirft, was er erst im Nachhinein einen sexuellen Übergriff nennt.

„Klar hat man damals schon von gewissen Episoden gedacht, dass das strange war, befremdlich und irgendwie komisch, aber ich wurde ja nicht vergewaltigt in dem Sinne und so schafft man es, das 22, 23 Jahre zu seinen inneren Akten zu legen. Aber inzwischen läuft mir da schon ein Schauer über den Rücken. Es war ein kompletter sexueller Übergriff und die komplette Ausnutzung einer Machtposition. Aber das waren alles Begriffe, die existierten damals nicht“, sagt Khan der dpa.

„Es war eine totale Achterbahnfahrt“

Khan sei nach wie vor sehr dankbar für diese Zeit, aber es sei auch ein sehr ambivalentes Gefühl. „Es war eine totale Achterbahnfahrt: Das ultimativ Positive ist unmittelbar gepaart mit negativen und traumatischen Erlebnissen.“ 

Auch heute noch macht er Musik, veröffentlichte erst vor rund einer Woche sein neues Album „Verdammt“. Er habe aber auch die Schattenseiten in seinem Leben nicht verschweigen wollen, sagt Khan der dpa. Und darum habe er im Buch auch darüber geschrieben, dass sein Großvater seine Oma umgebracht habe.

Dunkles Familiengeheimnis

„Das ist natürlich ein einschneidendes, traumatisierendes Erlebnis auf der persönlichsten Ebene, die es gibt. Es ist mittlerweile fast 18 Jahre her, aber durch dieses konsequente Verheimlichen ist über die Jahre eine Anmutung entstanden, als wäre das ein düsteres, schmutziges Geheimnis und das hat mir in keiner Weise geholfen, damit umzugehen“, sagt er im dpa-Interview. „Mir war es wichtig, meinen Großvater zu erklären. Mein Opa war der feinfühligste, liebste, unaggressivste Mensch und hätte keiner Fliege etwas zuleide getan. Aber er war dement und aufgrund seiner Krankheit war er im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr Herr der Lage.“