Die Wintergerste-Ernte war so nicht erwartet worden – allerdings fällt sie nicht überall zufriedenstellend aus. Neben dem Wetter und Preisen müssen Bauern andere Faktoren zunehmend im Blick haben.
Die Ernte der Wintergerste ist in Mecklenburg-Vorpommern trotz zeitweiser Trockenheit besser ausgefallen als ursprünglich erwartet. „Die Ertragsergebnisse sind überraschend positiv“, sagte Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Warin (Nordwestmecklenburg). Die Ernte schwanke jedoch stark von Standort zu Standort. „Wir haben eine Spreizung von sehr zufrieden bis enttäuschend.“
Laut Landesbauernverband entspricht das Ertragsniveau trotz langer Trockenheit im Frühjahr dem langjährigen Durchschnitt. Trotzdem zeigten regional stark unterschiedliche Erträge und immer häufigere Wetterextreme, wie stark die Landwirtschaft bereits unter den Folgen des Klimawandels leide.
Zudem sind die aktuell niedrigen Getreidepreise nach Aussage Trunks nicht kostendeckend. Neben dem Wetter und Preisen müssten sich die Bauern verstärkt auf politische Faktoren einstellen: „ob durch Kriege, ob durch Zollabkommen, ob durch Handelssperren“.
Herausforderungen, die Landwirte nicht steuern können
So würden mögliche Zölle auf russischen Dünger die Preise für Düngemittel in Europa erhöhen. „Den Weizen muss ich aber auf dem Weltmarkt handeln, und auf dem Weltmarkt haben viele andere agrarische Länder halt Zugang zu preiswertem Dünger“, betonte Trunk. „Das sind Herausforderungen, die man ja mit seinem praktischen Können als Landwirt auf dem Acker nicht steuern kann.“
Trunk rechnet damit, dass es im Nordosten bei passendem Wetter ab kommendem Wochenende an den ersten Standorten mit der Ernte von Weizen beziehungsweise Raps weitergeht.
Wintergerste aus Mecklenburg-Vorpommern wird unter anderem per Schiff über den Rostocker Hafen weltweit exportiert und dient laut Landesbauernverband vor allem als Futtermittel. Sie wurde demnach zuletzt in Mecklenburg-Vorpommern auf fast 140.000 Hektar angebaut. Die Anbaufläche von Winterweizen ist mit mehr als 285.000 Hektar mehr als doppelt so groß.