Umstrittenes Gasprojekt: Inselbürgermeister kritisiert Regierung wegen Gas-Abkommen

Die Bundesregierung will mit einem Abkommen die Erdgasförderung vor Borkum ermöglichen – und zeitgleich auch den Meeresschutz stärken. Für Borkums Inselbürgermeister passt das nicht zusammen.

Nachdem die Bundesregierung einem Abkommen für die umstrittene Gasförderung in der Nordsee zugestimmt hat, kritisiert Borkums Inselbürgermeister Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD). Rathaus-Chef Jürgen Akkermann (parteilos) wirft dem Minister widersprüchliche Aussagen zum Meeresschutz vor. Er nannte die Äußerungen des Ministers „unverständlich und mehr als enttäuschend“.

Umweltminister: keine Gasförderung in Meeresschutzgebieten

Die Bundesregierung hatte im Zusammenhang mit dem am Mittwoch verabschiedetem Abkommen für die Gasförderung betont, auch die deutschen Schutzgebiete in Nord- und Ostsee stärken zu wollen. Schneider hatte dazu in einer Mitteilung gesagt, Gasförderung solle es in den Schutzgebieten nicht mehr geben. Die Belastungen der Meere seien bereits sehr hoch.

Borkums Bürgermeister hält diese Aussage für widersprüchlich. „Aus unserer Sicht sind neue Förderstätten für fossile Energien mit dieser Feststellung unvereinbar“, sagte Akkermann in einer Stellungnahme. Die Beschränkung, Förderplattformen allein außerhalb von Schutzgebieten zu erlauben, sei bei näherer Betrachtung kein Erfolg für den Meeresschutz.

Bürgermeister: Stete Belastung durch Schadstoffe

Er verwies darauf, dass Förderplattformen im Betrieb unvermeidbar Schadstoffe in die Luft und ins Wasser abgeben würden. „Diese verteilen sich durch Winde und die Strömung auch in die umgebenden Schutzgebiete und belasten diese zusätzlich und damit erheblich. Bei Havarien ist das Gefährdungspotenzial unvergleichlich höher.“ 

Auf der ostfriesischen Insel ist die Sorge groß, dass die vom niederländischen Energiekonzern One-Dyas betriebene Gasförderung auch Folgen für Borkum und das benachbarte Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer haben könnte. Die errichtete Förderplattform liegt rund 20 Kilometer vor der Insel in Sichtweite. 

Mehrere Gerichtsverfahren stehen noch aus

„Plattformen nur außerhalb der Schutzgebiete zu erlauben, ist daher kein Erfolg für den Meeresschutz, sondern verschlechtert diesen und wird dem selbst auferlegten Ziel, das Meer und die Biodiversität zu schützen, in keinster Weise gerecht“, kritisierte Akkermann. 

Borkum klagt zusammen mit Umweltschutzverbänden und der Nachbarinsel Juist gegen die neue Erdgasförderung in der Nordsee, die auf niederländischem Hoheitsgebiet bereits angelaufen ist. Insgesamt ist die Insel nach eigenen Angaben an vier Gerichtsverfahren vor deutschen und niederländischen Gerichten beteiligt. Entscheidungen stehen noch aus. Beschlossen ist die Erdgasförderung auf deutschem Hoheitsgebiet daher noch nicht.