Schiffsverkehr: Nach Unfall auf Mosel: Stillstand soll nicht zu lang dauern

Erneut ist eine Mosel-Schleuse nach einem Unfall beschädigt. Bei der Wirtschaft kommen schlimme Erinnerungen auf – doch so folgenschwer wie bei dem Unfall im Dezember soll es diesmal nicht kommen.

Nach dem Schiffsunfall in einer Mosel-Schleuse hoffen die Behörden darauf, die Sperrung der wichtigen Wasserstraße bei St. Aldegund spätestens in der kommenden Woche aufheben zu können. „Wir sind guter Dinge, dass wir das schnell in den Griff bekommen“, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) bei einem Ortsbesuch. Schon am ersten Tag nach dem Unfall stauten sich rund 50 Schiffe vor der defekten Anlage.

Spätestens in der kommenden Woche sollen wieder Frachtschiffe durch die beschädigte Schleuse befördert werden können. „Vielleicht sogar schon ab dem Wochenende“, sagte der Leiter der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung Mosel-Saar-Lahn, Stephan Momper.

Bis die Mosel auch für Passagierschiffe wieder durchgängig befahrbar ist, werde es aber voraussichtlich länger dauern. Das würde die Flusskreuzfahrt-Branche jetzt im Sommer in ihrer Hauptsaison treffen.

Wirtschaft in Sorge um ihre Lieferketten

Die Wirtschaft in der Region fürchtet Schäden durch unterbrochene Lieferketten und mahnt bei der Politik einen schnellen Ausbau aller Schleusen an der Mosel an. „Unsere Wasserstraßen-Infrastruktur ist akut verletzbar. Und politisches Nichthandeln wird zunehmend zum Risiko für ganze Industriezweige“, mahnte die Industrie- und Handelskammer Saarland.

Auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) appellierte an den Bund, den Ausbau der Mosel für die Schifffahrt mit höchster Priorität voranzutreiben. „Alle zehn Schleusen an der Mosel müssen grundsätzlich über zwei Schleusenkammern verfügen“, sagte er. Dann würde bei einem Defekt in einer Schleusenkammer nicht gleich der gesamte Schiffsverkehr stillstehen. „Unsere Logistik und unsere Wirtschaft brauchen Wasserstraßen, die mit dem Verkehrsaufkommen standhalten können.“

Bundesverkehrsminister Schnieder hielt sich bei seinem Besuch mit konkreten Versprechungen aber zurück. „Wir werden uns das jetzt genau anschauen: Was können wir wann, wo investieren?“, sagte er.

Schiff rammt Schleusentor

Ein Fahrgastschiff hatte am Mittwochnachmittag in St. Aldegund (Landkreis Cochem-Zell) das Schleusentor gerammt. Drei Menschen wurden verletzt, das Tor wurde stark beschädigt. Die Schleuse musste ihren Betrieb bis auf weiteres einstellen. Wie es zu dem Zusammenstoß kommen konnte, war zunächst unklar. 

Ein Sprecher des Betreibers der Schiffskreuzfahrt sagte, das Schiff habe nach dem Unfall selbst zurückfahren können. Rund 110 Passagiere seien an Bord gewesen. Sie wurden mit dem Bus nach Düsseldorf gebracht, wo die Schiffsreise planmäßig enden sollte.

Lockerung des Sonntagsfahrverbots für Lastwagen

Die Landesregierung kündigte an, die Wirtschaft in der Region dabei zu unterstützen, dass Lieferketten nicht zusammenbrechen. Dafür werde sie für betroffene Lieferungen das Sonntagsfahrverbot für Lkw aufheben, kündigte Wirtschafts- und Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) an.

„Diese Lösung hatte bereits beim Schiffsunfall in Müden dazu beigetragen, Lieferketten stabil zu halten sowie den Schaden für die Wirtschaft soweit es möglich war abzufedern“, sagte die Ministerin.

Keine Auswirkungen wie im Dezember in Müden

Der Unfall weckte bei vielen sofort Erinnerungen an den folgenschweren Crash an der Mosel-Schleuse Müden im vergangenen Dezember. Damals saßen 70 Schiffe tagelang auf der Mosel fest – mit massiven Folgen für die Wirtschaft der Region.

Die beiden Fälle seien aber überhaupt nicht vergleichbar, betonte Momper. „In Müden war das Schleusentor ja komplett aus der Verankerung herausgerissen und die Schleuse war auch nicht mehr nutzbar. Hier ist das Tor zwar sehr stark deformiert, aber wir können die Schleuse noch nutzen“, betonte der Fachmann.

Neues Schleusentor war ohnehin schon bestellt

Ein Glück sei, dass das nun beschädigte Schleusentor in St. Aldegund ohnehin demnächst ersetzt werden sollte. „Dieses neue Tor wird jetzt demnächst fertig. Wir haben heute noch mal Kontakt mit der Firma aufgenommen, um das zu beschleunigen“, sagte Momper.

Er gehe davon aus, dass die Schleuse damit im Spätsommer oder im frühen Herbst endgültig repariert werden könne.

Weiterer Unfall an Brücke

Nachdem das Fahrgastkabinenschiff das Schleusentor in St. Aldegund gerammt hatte, kam es auf der Mosel noch zu einem weiteren Unfall. Bei Treis-Karden (Landkreis Cochem-Zell) sei ein Kabinenschiff in eine Brücke gestoßen, teilte die Polizei mit. Der Platz zwischen Wasseroberfläche und Brückenbogen habe für das Schiff nicht ausgereicht.

110 Fahrgäste und 27 Crew-Mitglieder waren an Bord, als das Schiff die Brücke rammte. Zwei Crew-Mitglieder seien verletzt und in Krankenhäuser gebracht worden, so die Polizei. Nach Untersuchungen des Landesbetriebs Mobilität hat das Verkehrsministerium in Mainz Entwarnung für die Brücke gegeben. An der Brücke sei kein größerer Schaden entstanden, teilte Verkehrsministerin Schmitt mit. Die Nutzung sei weiterhin möglich.