Unser Organismus produziert bei Hitze literweise Schweiß. Doch warum schwitzen wir überhaupt? Und helfen Deos? Wir schaffen ein wenig Aufklärung.
Wasser Marsch! So lautet das Motto dieser Hitzewelle. Nicht nur, weil wir mit dem Gartenschlauch das Plantschbecken der Kinder auffüllen oder uns zur Abkühlung unter die Dusche retten. Auch unser Körper läuft zu Produktions-Rekorden auf. Gut zehn Liter Schweiß fließen an heißen Tagen schon einmal in Bächen aus den rund drei Millionen Schweißdrüsen unseres Körpers. Auch wenn es vielen unangenehm ist, so ist die Flüssigkeit wichtiger, als man denkt. 15 Fakten über diesen ganz besonderen Körpersaft.
99 Prozent unseres Schweißes sind Wasser
Der Rest sind Natriumchlorid – also Kochsalz, was den salzigen Geschmack erklärt, Kalium sowie Fette, Milchsäure, Ammoniak und auch Harnstoff.
Schweiß riecht eigentlich gar nicht
Tatsächlich ist Schweiß an sich ziemlich geruchslos. Das penetrante Odeur zeigt sich erst nach einiger Zeit. Wenn Bakterien beginnen, die langkettigen Fettsäuren im Schweiß abzubauen, entstehen zum Beispiel Buttersäure und Ameisensäure, die säuerlich oder nach Käse riechen. Und warum stinkt es unter der Achsel oft besonders schlimm? Das liegt auch daran, dass sich Bakterien in einer feuchtwarmen und vielleicht sogar haarigen Umgebung besonders wohlfühlen. Mikroben aus der Gruppe der Diphteroiden sorgen bei Männern für den oft stechend-beißenden Geruch, während der eher säuerlich riechende Frauenschweiß durch Mikrokokken verursacht wird.
Es gibt zwei Arten von Schweißdrüsen
Die ekkrinen Drüsen machen etwa 80 Prozent der Schweißdrüsen am Körper aus und dienen vor allem der Thermoregulation des Körpers. Sie produzieren besonders wässrigen Schweiß, und sind ungleichmäßig über den gesamten Körper verteilt.
Die großen apokrinen Schweißdrüsen dagegen prägen unter anderem durch pheromonähnlich wirkende Duftstoffe den typischen Eigengeruch eines Individuums. Sie kommen in den Achselhöhlen, um die Brustwarzen und den Nabel herum, in der Genitalregion und im Gehörgang vor. Im Gegensatz zu den ekkrinen Drüsen sondern sie ein fetthaltiges, trübes Sekret in die trichterförmigen Öffnungen der Haarfollikel ab. Da dieser Schweiß einen höheren pH-Wert hat, bietet er Bakterien deutlich bessere Müffel-Bedingungen.
Die meisten Schweißdrüsen sitzen nicht unter den Achseln
Den Schweißflecken an einigen T-Shirts nach zu urteilen, könnte man das zwar denken, die meisten Schweißdrüsen sitzen jedoch an unseren Fußsohlen (370 pro Quadratzentimeter) und den Handinnenflächen (360 pro Quadratzentimeter). In der Achselhöhle befinden sich mit 120 bis 160 Schweißdüsen dagegen nur halb so viele.
Schwitzen ist überlebenswichtig
Wenn Schweiß auf der Haut verdunstet, wird der Umgebung Energie entzogen. Das spüren wir dann als sogenannte „Verdunstungskälte“. Um unsere Kerntemperatur von 37 Grad Celsius aufrechtzuerhalten, dünsten wir schon im „Normalbetrieb“ also an deutlich weniger warmen Tagen ohne viel Bewegung etwa einen halben Liter Flüssigkeit aus. Sind wir bei brütender Hitze draußen oder machen viel Sport, kann sich die Kühlmenge schnell vielfachen, um uns vor Überhitzung zu schützen.
In der Natur ist diese Art der Temperaturregulation ziemlich einzigartig: Der Mensch ist eines der wenigen Säugetiere, die schwitzen, um sich abzukühlen.
Männer schwitzen (meistens) mehr
Dass Männer durchschnittlich mehr schwitzen als Frauen, stimmt zwar, ist aber trotzdem keine Frage des Geschlechts. Zum einen könnte es daran liegen, dass viele Männer eine deutlich höhere Muskelmasse haben als Frauen. Schließlich produzieren Muskeln Wärme bei Bewegung und Sport. Möglicherweise hat es aber auch mit der Größe zu tun: Australische Wissenschaftler kamen 2017 nach Untersuchungen mit 36 Männern und 24 Frauen zu dem Schluss, dass kleinere Menschen, weil sie mehr Oberfläche pro Kilogramm Muskelmasse zur Verfügung haben, besser über die Blutzirkulation unter der Hautoberfläche abkühlen könnten. Größere Menschen müssten für den gleichen Effekt mehr schwitzen.
Schweiß macht sauer
Schweißdrüsen haben noch andere Funktionen als die Temperaturregulation: Sie sind auch an der Ausbildung des sogenannten antibakteriellen Hydrolipidfilms der Haut beteiligt. Weil der Schweiß der ekkrinen Drüsen mit einem pH-Wert von etwa 4,5 eher sauer ist, unterstützt er damit den Säureschutzmantel der Haut. Da über den Schweiß zudem ein paar Stoffwechselprodukte und Elektrolyte ausgeschieden werden, können Schweißdrüsen auch einen geringen Teil der sonst über die Nieren erfolgenden Entgiftung übernehmen.
Wer fit ist, schwitzt schneller
Beim Sport trainiert man tatsächlich nicht nur die Ausdauer, sondern auch seine körpereigene „Klimaanlage“. Sportler schwitzen effektiver: Sie dünsten zur richtigen Zeit, die richtige Menge aus.
30 Prozent der Deutschen haben Schweißfüße
Das stimmt leider. Viele Betroffene sondern pro Minute und Fuß mehr als 50 Milliliter Schweiß ab. Damit nicht genug: Das feuchtwarme Milieu begünstigt zudem Erkrankungen wie juckenden Fußpilz oder schmerzhafte Warzen.
Man kann Angst riechen
Wissenschaftler der State University of New York haben nachgewiesen, dass Menschen, die Angstschweiß von anderen Personen gerochen hatten, ebenfalls unruhig wurden. Die Ausdünstungen aktivierten bei ihnen die Amygdala, das Furchtzentrum im Gehirn.
Teenager riechen anders
Werden Kinder zu Teenagern, ändert sich ihr Körpergeruch oft eklatant. Der Grund: Erst mit im Teenageralter entwickeln sich die apokrinen Schweißdrüsen voll aus. Zudem identifizierten Forschende hormonähnliche Stoffe im Teenagerschweiß, die in einer Melange von Urin, Moschus und Sandelholz das Naserümpfen vieler Eltern erklären könnten.
Den Startschuss zum Schwitzen gibt der Hypothalamus
Zu den Aufgaben des Regulationszentrums im Gehirn gehört es, die Körperkerntemperatur durchgehend auf 37 Grad einzustellen. Steigt die Außen- und Innentemperatur, vermelden spezielle Wärmerezeptoren diese Information an den Hypothalamus. Sobald ein interner Schwellenwert überschritten wird, muss das Zuviel an Wärme abgeführt werden. Dann weist der Hypothalamus die Schweißdrüsen an, sozusagen ihre Luken zu öffnen.
Auch Gefühlsregungen wie Stress können die Schweißproduktion anregen: Feuchte Hände vor der Prüfung belegen das immer wieder.
Schwitzen kann krankhaft sein
Schätzungsweise anderthalb Millionen Menschen in Deutschland schwitzen auch an wohltemperierten Tagen ungewöhnlich stark. Sie leiden an einer sogenannten Hyperhidrose. Emotionaler Stress, körperliche Anstrengung, Alkohol- und Kaffee sowie bestimmte Medikamente erhöhen das Risiko für die Schwitzattacken. Manchmal sind auch körperliche Erkrankungen Auslöser.
Diesen Menschen kann unter anderem mit Botox geholfen werden. Das Nervengift verhindert, dass der Schwitzreiz weitergeleitet wird. Allerdings hält die Wirkung der Injektion nur ein paar Monate an. Auch eine Strombehandlung an Händen, Füßen oder im Gesicht kann die Nervenenden so stimulieren, dass sie das Schwitzsignal nicht mehr weiterleiten. Wenn nichts hilft, kann der Arzt die Drüsengänge in den Achseln auch absaugen.
Deos verhindern den Schweiß nicht
Deos überdecken den Geruch mit eigenen Duftstoffen und wirken bakterienhemmend. So halten sie Gerüche auf, die durch den bakteriellen Zersetzungsprozess des Schweißes hervorgerufen werden. Antitranspirants dagegen verstopfen zum Beispiel mit Aluminiumsalzen die Drüsengänge und reduzieren dadurch die Schweißmenge um etwa 20 bis 60 Prozent.
Kalte Getränke? Keine gute Idee!
Es mag erfrischend sein, an brütend-heißen Tag Eiskaltes zu trinken. Die Schweißproduktion wird dadurch nicht heruntergefahren. Der Körper erhält vielmehr das Signal: Hier ist es kalt – lass mal die Wärme-Maschinerie hochfahren. Das kalte Getränk führt so zu einer reaktiven Mehrdurchblutung des Magens. Die Folge ist eine paradoxe Transpiration. Besser also, man trinkt Lauwarmes.
Mitarbeit: Constanze Löffler