Spannungen mit Pjöngjang: Amerikaner senden Reis und Bibeln nach Nordkorea – und werden verhaftet

Die neue Regierung in Südkorea ist darum bemüht, die Spannungen mit dem Norden abzubauen. Das Projekt soll niemand gefährden – auch nicht Aktivisten, die es vielleicht gut meinen.

Weil sie Bibeln, Ein-Dollar-Scheine, USB-Sticks und 1600 Plastikflaschen gefüllt mit Reis auf dem Seeweg nach Nordkorea schicken wollten, haben die südkoreanischen Behörden sechs Amerikaner festgenommen. Die Männer hatten die Gegenstände von der Küste der Ganghwa-Insel im Gelben Meer aus ins Wasser geworfen, berichtet unter anderem der US-Sender ABC-News unter Berufung auf die koreanische Polizei. Die Gezeiten sollten sie über die Grenze nach Nordkorea schwemmen, so die Hoffnung.

Gegen die Männer wird nun ermittelt. Ihnen wird vorgeworfen, gegen das Gesetz über den Umgang mit Sicherheit und Katastrophen verstoßen zu haben.

Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen auf der Südseite des geteilten Korea versuchen, Güter und Informationen in den abgeschotteten Norden zu schmuggeln. In der Vergangenheit hatten Aktivisten immer wieder Plastikflaschen gefüllt mit USB-Sticks, die südkoreanischen Dramen und K-Pop-Songs enthielten, oder Flugblätter mit Propaganda gegen das nordkoreanische Regime über die Grenze fliegen zu lassen.

Südkorea schickt K-Pop, Nordkorea Müll

Aus Angst, solche Aktionen könnten Pjöngjang provozieren und die Spannungen weiter verschärfen, versuchte die Regierung in Seoul diese Aktionen zu unterbinden. Zwischen 2021 und 2023 waren solche Aktionen deshalb verboten. Das umstrittene Gesetz hob das südkoreanische Verfassungsgericht allerdings auf, weil damit die Meinungsfreiheit übermäßig eingeschränkt würde.

Seitdem versuchen sich die Aktivisten wieder an der Grenze. Das Regime in Nordkorea reagierte zunächst mit scharfer Rhetorik. Im vergangenen Jahr etablierte Pjöngjang dann eine neue Antwort und schickte seinerseits Ballons gefüllt mit Müll über die Grenze.

Das hält die Aktivisten auf der Südseite aber nicht ab: Erst Mitte Juni hatte die südkoreanische Polizei einen Aktivisten festgenommen, der Ballons von der Ganghwa-Insel gen Norden schickte. Nun sorgen die sechs amerikanischen Aktivisten für Unruhe in Seoul: Der kürzlich gewählte neue Präsident Lee hatte versprochen, die eingeschlafenen Gespräche mit Pjöngjang wieder aufleben zu lassen und den Frieden auf der koreanischen Halbinsel wiederherzustellen.

Dafür hatte der neue Präsident bereits angeordnet, die Propagandabeschallung entlang der Grenze abzuschalten. Auch von nordkoreanischer Seite sind seitdem keine Propagandasender mehr zu hören. Unklar bleibt dennoch, ob Kim auf die Friedensbemühungen aus Seoul eingehen wird. Fest steht aber: Lee wird sich keinen Strich durch die Rechnung machen lassen – schon gar nicht von ein paar Aktivisten, die es vielleicht gar nicht böse meinen.