Das Ministerium lobt die „Zukunftschancenregion“. Doch ein Index zeigt: Im Vergleich zu anderen Ballungsräumen hinkt das Revier bei der Digitalisierung hinterher. Vorreiter gibt es aber auch hier.
Bei der Digitalisierung schöpft das Ruhrgebiet einer aktuellen Untersuchung zufolge seine Chancen nicht überall aus. Beim Vergleich verschiedener Merkmale zum Digitalisierungsgrad des Wirtschaftsraums landet die Region in einem Ranking der zwölf großen Metropolregionen in Deutschland auf dem drittletzten Platz, wie aus der Erhebung des ersten „Digital-Index Ruhr“ hervorgeht, den Wirtschaftsforscher von IW Consult im Auftrag des nordrhein-westfälischen Digitalministeriums in Essen vorgestellt haben.
Das Rheinland steht demnach auf Platz fünf, hinter den Ballungsräumen um München, Berlin, Hamburg und der Rhein/Main-Region. Hinter dem Ruhrgebiet reihen sich noch die Regionen Bremen/Oldenburg sowie Mitteldeutschland ein. Gemessen wurden zwölf Indikatoren, die sich auf die Bereiche Infrastruktur, Beschäftigung, Unternehmen und Forschung erstrecken – darunter etwa die Zahl der digitalen Patente, die Arbeit der Forschungseinrichtungen zu dem Thema aber auch die Versorgung mit leistungsstarkem Internet sowie die Zahl digitaler Unternehmen, deren Mitarbeiter und Absolventen der IT-Branche.
Ruhrgebiet mit schlechter Startposition
Dass das Ruhrgebiet bei der Digitalisierung eher einen hinteren Rang belege, habe auch mit dem Strukturwandel von der Kohle- und Stahlregion zu tun, hieß es bei der Vorstellung des Index in Essen. „Wir müssen sehen, woher wir kommen. Die Startposition ist im Vergleich zu anderen großen Ballungsräumen eine andere“, so Henry Goecke, Geschäftsführer der IW Consult GmbH.
Daniel Sieveke, Staatssekretär im Digitalisierungs-Ministerium, lobte das Ruhrgebiet entsprechend in seiner Rolle als „echte Zukunftschancenregion“. Die Digitalisierung sei ein wichtiger Schlüssel, die Region zukunftsfest zu machen, Arbeitsplätze zu schaffen und Innovationen voranzutreiben.
Region mit digitalen Stärken und Schwächen
„Die Gemeinden des Ruhrgebiets befinden sich auf einem guten Weg und überraschen an der ein oder anderen Stelle durchaus positiv“, hob Wirtschaftsforscher Goecke hervor. Im Vergleich der 53 Städte untereinander tun sich demzufolge Dortmund, Holzwickede, Bochum, Essen, Haltern, Hünxe und Gelsenkirchen besonders hervor. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf die starke und vielfältige Hochschulinfrastruktur und eine Häufung digitaler Patente.
Besondere Stärke zeige das Ruhrgebiet insgesamt bei technologieaffinen Unternehmen, die als Vorreiter für weitere Digitalisierung agieren könnten. Gute Rahmenbedingung schaffe die fast flächendeckende Abdeckung mit 5G-Technologie.
Nachholbedarf bestehe im Ruhrgebiet vor allem weiterhin beim Ausbau leistungsfähigen Internets. Auch müsse es gelingen, die hohe Zahl der IT-Absolventen in der Region zu halten. Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung müssten sich besser vernetzen, so das Fazit.