Ende dieser Woche wollen Jeff Bezos und Lauren Sánchez in Venedig heiraten. Dagegen gibt es Proteste. Wie die beiden nun versuchen, in der Stadt gut Wetter zu machen.
Am Wochenende schmiss Jeff Bezos eine kleine Schaumparty. Sie fand auf seiner 500 Millionen Dollar teuren Jacht Koru statt, die vor Cres lag, einer kroatischen Insel. An Bord stand eine Schaumkanone, wie man sie für 69,99 Euro bei Amazon bestellen kann, und schoss unaufhörlich eine weiße, blubbernde Masse an Deck. Bald standen Jeff Bezos und seine künftige Frau Lauren Sánchez bis zur Taille darin, er in einer blauen Badehose, sie in einem schwarzroten Bikini. Wie Dreijährige wirbelten die beiden den Schaum durch die Luft und schienen sich prächtig zu amüsieren.
Es galt, den 19. Geburtstag von Sánchez‘ Sohn Evan zu feiern, der mit Freunden auf der Koru zu Gast ist. Die jungen Leute hielten Selfiesticks in die Höhe und fotografierten sich fröhlich. Die Prostestplakate in Venedig schienen weit weg, auch wenn die Koru in diesen Tagen natürlich durch die Adria schippert, weil sie die Lagunenstadt zum Ziel hat: Dort wollen Jeff Bezos und Lauren Sánchez am 27. Juni heiraten. Mit anschließenden Festlichkeiten verteilt über drei Tage. „No space for Bezos“ steht nun überall in Venedig, kein Platz für Bezos, denn die Venezianer, die mit dem Übertourismus hadern, könnten auf die zur „Promi-Hochzeit des Jahres“ hochgejazzte Sause gut verzichten.
Aufruf zum Protest: „Kein Platz für Bezos“. Plakate mit diesem Slogan hängen überall in Venedig
© ZUMA Press Wire
Das Bezos-Lager scheint darum jetzt eine Sympathie-Offensive von der Kuru aus zu orchestrieren. So wurde „Page Six“, der berühmten Klatschspalte der „New York Post“, gesteckt, dass „das Power-Paar“ während seiner Hochzeitsplanung Geld an venezianische Wohltätigkeitsorganisationen gespendet habe. Ganz diskret! Schon vor Monaten! Auch würden Bezos und Sánchez im Namen ihrer Gäste – geladen sind etwa Oprah Winfrey, Bill Gates, Kim Kardashian, Leonardo DiCaprio und Ivanka Trump – Geld für gute Zwecke transferieren. Und dafür auf Geschenke verzichten. Sie haben ja alles.
Jeff Bezos hat mundgeblasene Gläser bestellt
Außerdem solle man bitte nicht vergessen, dass Bezos und Sánchez ihre Hochzeit zu 80 Prozent von Leuten aus Venedig ausstatten ließen – etwa von Rosa Salva, der ältesten Konditorin der Stadt, oder der Glasbläserei Laguna B., die auf der Insel Murano nördlich des Zentrums ansässig ist.
Auch durften sich jetzt die „Wedding Planner“ des Paares zu Wort melden. Mit der Organisation der Hochzeit sind Antonio Licata di Baucina und Riccardo Lanza befasst: Ihre Firma Lanza und Baucina plante schon diverse Promi-Eheschließungen in Venedig – etwa 2009 für Salma Hayek und François-Henri Pinault und 2014 für George und Amal Clooney. Letztere sorgte für reichlich Alarm in der Stadt, aber nicht so negativen Protest wie jetzt: George Clooney ist zwar reich, aber mit einem gut aussehenden Schauspieler können Kapitalismusgegner halt nicht so viel anfangen wie mit dem reichsten Mann der Welt, dessen Braut gerade mit seiner Rakete ins All geflogen ist und der nun seine Superjacht in Venedig abstellt, um hier eine 20 Millionen Dollar teure Party zu schmeißen.
Hier soll es geschehen: Auf der Insel San Giorgio Maggiore in der Lagune von Venedig wollen sich Jeff Bezos und Lauren Sánchez angeblich das Jawort geben
© Independent Photo Agency Int.
Die soll aber niemanden stören, wenn man dem Statement glauben darf, das Lanza und Baucina nun herausgegeben haben: Bezos und Sánchez hätten die Firma von Anfang an ausdrücklich angewiesen, Venedig und seine Bürger zu respektieren. „Bevor die jüngsten Proteste bekannt wurden, haben wir uns dafür eingesetzt, die negativen Auswirkungen und Störungen im Leben der Venezianer und der Besucher der Stadt so gering wie möglich zu halten“, so Hochzeitsplaner.
100 Wassertaxis für 200 Hochzeitsgäste
Zwar heißt es, für die Feierlichkeiten seien sämtliche Wassertaxis der Stadt gebucht, doch das dementieren Lanza und Baucina: „Gerüchte über eine Übernahme der Stadt sind völlig falsch und stehen im Widerspruch zur Realität“, schreiben sie. „Es wurden nie übermäßig viele Wassertaxis oder Gondeln gebucht, die Anzahl der reservierten Taxis stand im Verhältnis zur Anzahl der Gäste.“
Von denen sollen 200 geladen sein. In Venedig gibt es mehr als 100 Wassertaxis, mag sein, dass das eine oder andere übrig bleiben wird. Für die Paparazzi etwa.