Tausende Menschen aller Altersgruppen haben am Samstag an der Europride-Parade in Lissabon teilgenommen. Teilnehmer aus mehreren europäischen Ländern zogen mit Plakaten, bunten Luftballons und Regenbogenfahnen beim Pride March durch die zentrale Avenida de la Liberdade in der portugiesischen Hauptstadt. Es sei wichtig, angesichts der Bedrohung der „Grundrechte“ in einer sich schnell verändernden Welt „wachsam“ zu bleiben, erklärten die Organisatoren in einer Pressemitteilung.
Portugal gilt hinsichtlich der Rechte sexueller Minderheiten als eines der fortschrittlichsten Länder Europas. Dennoch wächst seit dem Erfolg der rechtsextremen Partei Chega („Genug“) bei der jüngsten Parlamentswahl die Sorge, dass damit bald Schluss sein könnte.
„Die extreme Rechte greift immer zuerst die Minderheiten an“, sagte der Pride-Marsch-Teilnehmer Stéphane Fanucchi. Die 29-jährige Claudia Trindade hält es für „wichtig, hier zu sein, um unseren Rechten Gehör zu verschaffen und für unsere Anerkennung zu kämpfen“. Denn die Freiheit könne „jederzeit verloren gehen“.
Der Pride March in Lissabon bildete den Höhepunkt der Europride, die seit 1992 jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt stattfindet. Der Pride March am vorletzten Tag der Veranstaltungswoche ist mit der Parade zum Christopher Street Day vergleichbar. Die Europride war einige Tage zuvor mit Ausstellungen, Konzerten und Konferenzen eröffnet worden.
In Portugal wurde Homosexualität bis 1982 als Straftat behandelt. Obwohl Portugal stark vom Katholizismus geprägt ist, hat sich das Land seitdem zu einem Vorreiter in Sachen LGBTQ-Rechte entwickelt. So war Portugal 2010 eines der ersten Länder in Europa, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte. Es folgten ein Gesetz, das Homosexuellen die Adoption erlaubt, sowie Gesetze gegen die Diskriminierung von Transgender-Personen. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.