Mitunter drei Kreuzfahrtschiffe machen in Rostock-Warnemünde parallel fest. Die meisten Passagiere nutzen den Stopp zu Landgängen und Ausflügen ins Land. So profitiert nicht nur der Hafen.
Die Kreuzfahrbranche hat das Wellental der Corona-Pandemie hinter sich gelassen und beschert laut einer jetzt vorgelegten Studie auch Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern wieder gute Geschäfte. „Der Kreuzfahrttourismus ist ein wichtiges Standbein für unsere heimische Wirtschaft und ein Schaufenster für Mecklenburg-Vorpommern. Allein in Rostock begrüßen wir in diesem Jahr rund 500.000 Kreuzfahrtpassagiere“, erklärte Wirtschaftsminister Wolfgang Blank (parteilos).
Für viele der Gäste bedeute die Reise an Bord eines Kreuzfahrtschiffes den ersten Kontakt mit dem Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern, dem oft weitere Besuche folgten. „So bringt jeder Anlauf eines Kreuzfahrtschiffes einen wertvollen wirtschaftlichen Effekt für unsere Hotellerie, Gastronomie und den Dienstleistungssektor und legt zugleich den Grundstein für zukünftige Umsätze“, betonte der Minister anlässlich der Vorstellung der Studienergebnisse in Rostock.
Kritiker lehnen Kreuzfahrten mit Schiffen, die mehreren Tausend Menschen Platz bieten, als Teil des Massentourismus ab und verweisen zudem auf die Umweltfolgen. Die meisten Schiffe werden durch Dieselmotoren angetrieben. Das dabei eingesetzte Schweröl sorgt für den massenhaften Ausstoß von Schadstoffen wie Schwefeldioxid, Stickoxiden und Feinstaub. Neuere Schiffe fahren mit weniger schädlichem Flüssigerdgas. Als größte Herausforderungen wurde im Rahmen der Studie daher auch die Erfüllung von Umweltauflagen und die Drosselung der Energiekosten genannt.
Kreuzfahrttourismus als Chance für viele Bereiche
Im Auftrag des Netzwerks MV Cruise Net waren 45 Unternehmen im Land dazu befragt worden, welchen wirtschaftlichen Stellenwert der Kreuzfahrttourismus für sie einnimmt und welche Chancen und welche Herausforderungen sie damit verbinden. Darunter waren direkt beteiligte Gesellschaften wie Reedereien und Häfen, aber auch mittelbar Betroffene wie Hotels, Restaurants, Händler oder Freizeiteinrichtungen.
„Der Kreuzfahrttourismus in Mecklenburg-Vorpommern bringt nicht nur den Kreuzfahrthäfen, Werften und Reedereien wirtschaftliche Vorteile, sondern bietet auch zahlreichen weiteren Unternehmen vielfältige Chancen“, zeigte sich Alexander Winter als Vorstandsvorsitzender des Tourismusverbandes MV überzeugt.
Hoher Umsatzanteil für Treibstoffe
Im Ergebnis schätzten die Macher der Studie den Umsatz, der auf den Kreuzfahrttourismus in Mecklenburg-Vorpommern zurückgeht, auf jährlich knapp eine halbe Milliarde Euro, wobei ein beträchtlicher Teil des Geldes für Treibstoff, Landstrom, Logistik oder Reparaturen verwendet wird. Die Beschäftigungseffekte in Unternehmen im Land mit enger Beteiligung an der Kreuzschifffahrt wurden auf rund 2.800 Vollzeitstellen geschätzt.
Dirk Inger aus der Chefetage von Aida Cruises mit Sitz in Rostock hob hervor, dass Aida als größter Anbieter für Hochseekreuzfahrten in Deutschland auch größter private Arbeitgeber in MV und wichtiger Wachstumsmotor der Region sei. Auf den Schiffen der Flotte sind allerdings vor allem ausländische Arbeitnehmer beschäftigt.
Hoffen auf weiteres Wachstum
Allen aktuellen Entwicklungen zum Trotz blickt die Branche laut Studie zum Großteil optimistisch in die Zukunft. Der Kreuzfahrttourismus wird weiter als Wachstumsmarkt gesehen, sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch im gesamten Ostseeraum. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine gehört allerdings St. Petersburg nicht mehr zu den Zielen der beliebten Ostsee-Routen.