Für Frankfurt reicht ein schwaches „befriedigend“, um unter den großen Städten die beste zu werden. Wie haben andere hessische Kommunen beim aktuellen Fahrradklimatest abgeschnitten?
Die Bedingungen für Radfahrer und Radfahrerinnen in Hessen haben sich nach Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) „moderat“ verbessert. Das ergibt sich aus dem aktuellen Fahrradklimatest 2024, der in Wiesbaden vorgestellt wurde. Bei der nicht repräsentativen Online-Umfrage haben überwiegend Radfahrerinnen und -fahrer rund 30 Fragen zum Radwege-Angebot und zum Miteinander mit anderen Verkehrsteilnehmern beantwortet.
Radfahrer beklagen zu geringen Sicherheitsabstand
Es gäbe Verbesserungen, aber auf niedrigem Niveau, sagte der Landesvorsitzende Ansgar Hegerfeld. Da wäre noch „wahnsinnig viel Luft nach oben“. Die Befragung habe beispielsweise flächendeckend ergeben, dass Radfahrende den seitlichen Abstand, mit dem sie von Autos überholt werden, als viel zu gering wahrnehmen und sich gefährdet fühlen. Messungen mit Spezialgeräten bestätigten diese subjektiven Eindrücke laut ADFC auch objektiv.
Der Fahrradklimatest ist eine Befragung von ADFC und dem Bundesverkehrsministerium, an der sich im Herbst 2024 bundesweit 213.000 Menschen beteiligt hatten. Dabei wurden 1.047 Städte in sechs verschiedenen Größenklassen bewertet.
Frankfurt führt erstmals das bundesweite Ranking der Städte mit mehr als 500.000 Einwohner an. Die Teilnehmenden bewerteten die Fahrradfreundlichkeit der Großstadt am Main mit der durchschnittlichen Note von 3,49, wie aus den Ergebnissen hervorgeht. Die Bewertung erfolgt nach dem Schulnotensystem von 1 bis 6. Eine Note von 3,49 sei nichts, auf dem man sich ausruhen sollte, sagte Hegerfeld.
Die deutlichste Verbesserung erzielte Frankfurt laut Befragung bei der Breite der Radwege. Seit 2019 hat Frankfurt laut ADFC rund 40 Kilometer neue Radwege angelegt, oft entlang von Hauptverkehrsstraßen und mit einer Breite von 2,30 Metern. „Durch breite, sichere und komfortable Radwege werden alltägliche Ziele leichter erreichbar und sorgen damit für Spaß am Radfahren„, erläuterte Hegerfeld. Verbesserungsbedarf sieht der ADFC in Frankfurt bei der Falschparkerkontrolle und den Ampelschaltungen.
Bei den Kommunen mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.000 und 50.000 belegte das nordhessische Baunatal (Landkreis Kassel) bundesweit beim Fahrradklimatest 2024 bereits zum vierten Mal den ersten Platz – mit dem Durchschnittswert von 2,53. Baunatal habe trotz guter Noten mit seinen Bemühungen um gute Bedingungen für Radfahrer nicht nachgelassen, sagte Silke Westermeier vom ADFC-Vorstand Hessen mit Blick auf den neuen Radschnellweg nach Kassel.
Eine gute Entwicklung habe es auch im nordhessischen Frankenberg (Landkreis Waldeck-Frankenberg) gegeben. Die 18.000-Einwohner-Stadt erzielte eine bundesweite Auszeichnung als „Bester Aufholer“. In den zurückliegenden Jahren hat die Kreisstadt drei Rad- und Fußbrücken über die Eder gebaut sowie neue Radwege entlang des Flusses angelegt. Die Projekte im Gesamtvolumen von 13 Millionen Euro wurden zu einem hohen Anteil von Bund und Land finanziell unterstützt.
Frankenberg zeige, wie wichtig Förderprojekte insbesondere des Landes Hessen für den Ausbau der kommunalen Radverkehrsinfrastruktur seien, erklärte Westermeier.
Wiesbaden hat sich im aktuellen Fahrradklimatest dagegen im Vergleich zur vorangegangenen Befragung vor zwei Jahren leicht verschlechtert. Schuld daran seien vor allem schlechte Noten für das Miteinander im Verkehr, ergänzte Hegerfeld. „Mehr separate, breite und komfortable Radwege könnten in der Landeshauptstadt einen Umschwung bewirken.“