Seit Jahren wirbt Hunde-Profi Martin Rütter für GPS-Tracker von Tractive. Mit dem Dog 6 verbessert man Schwachpunkte des Vorgängers – und macht das Gerät damit fast perfekt.
Wer TV-Sendungen über Hunde schaut oder sich in den sozialen Medien gerne entsprechende Videos anguckt, kommt an Martin Rütters Empfehlung für den Tractive GPS-Tracker für Hunde nicht vorbei. Seit Jahren appelliert der Hunde-Profi als Werbegesicht des Herstellers dafür, dass eine solche Kiste an keinem Halsband (oder Geschirr) fehlen darf. Und damit hat er natürlich durchaus recht: Kein Hund, egal wie treu, ist völlig immun gegen äußere Reize. Ein unerwarteter Böller, ein dahergelaufenes Reh – es braucht nur den richtigen Reiz zur falschen Zeit, dann gibt es für die Tiere kein Halten mehr.
Ist in einem solchen Moment keine Leine im Spiel, wird es ernst. Denn jeder noch so kleine Hund ist – wenn er will – in jedem Fall schneller als Frauchen oder Herrchen. Und dann ist guter Rat teuer, denn der Rückruf funktioniert in Extremsituationen meistens nicht mehr.
Warum sich teure GPS-Tracker lohnen können
Wohl dem, der dann einen GPS-Tracker am Tier hat. Dabei ist es im Grunde auch egal, ob es ein günstiger Tracker wie das Modell von Fressnapf (hier im Test) oder ein Luxus-Modell wie das von Tractive ist. Hauptsache, es ist überhaupt einer vorhanden. Dass es dennoch eklatante Unterschiede gibt, zeigt der Test des neuesten Modells von Tractive.
Damit sind nicht einmal die unterschiedlichen Funktionen gemeint – dazu später mehr. Es geht um vermeintlich Banales, etwa die Akkulaufzeit. Während die Konkurrenz empfiehlt, den Tracker nach jedem Spaziergang zu laden, kann man beim neuen Tractive Dog 6 deutlich nachlässiger sein.
Denn was schon beim Vorgänger Dog 4 (hier im Test) beeindruckend war, kann der Dog 6 nochmals toppen: Der Hersteller spricht von einer Laufzeit von „bis zu 14 Tagen“, was sich im Test als Untertreibung erwiesen hat. Wer den Tracker nur für Spaziergänge anlegt, kommt damit vermutlich drei Wochen aus. Und selbst wenn es ernst wird, reichen die Reserven.
Für ein fünfminütiges Tracking genehmigte sich der Tracker gerade einmal ein Prozent vom Akku. Ein vorbildlicher Wert. Braucht man das Livetracking nicht, sondern nutzt die Energiesparfunktionen des Geräts, etwa die Ruhezone im heimischen WLAN oder längere Pausen zwischen den Standortabfragen im Freien, hält die Batterie gefühlt ewig. Das ist nicht nur komfortabel, sondern gibt selbst bei nachlässigem Nachladen eine hohe Sicherheit, falls es doch einmal darauf ankommt, ob noch Saft im Tracker ist – oder eben nicht.
Schwachstellen gezielt beseitigt
Beim neuen Tracker hat Tractive zudem eine Schwachstelle des Vormodells ausgemerzt: Der proprietäre Magnetanschluss gehört endlich der Vergangenheit an, geladen wird jetzt über USB-C. Das geht nicht nur schneller und zuverlässiger, sondern erhöht auch die Chancen, dass man den Akku unterwegs laden kann, falls das Kabel zu Hause geblieben ist, deutlich. Und trotz Buchse für den USB-C-Stecker ist das Gerät unverändert wasserdicht.
Die Dimensionen des Dog-6-Trackers sind nahezu identisch mit denen des Vorgängers. Das Gerät misst 7,1 mal 2,9 mal 1,7 Zentimeter (LxBxH). Das Gewicht beträgt auf der Küchenwaage 43 Gramm ohne Haltegummi und 46 Gramm mit. Auch das entspricht dem Vorgänger. Das Design hingegen weicht deutlich ab, der Tracker hat nun eine angeraute Oberfläche und ist in drei Farben erhältlich – Schwarz, Braun oder, wie im Bild, „Mint“.
Der Hersteller empfiehlt den Tracker für Hunde ab vier Kilogramm. Dackel Harry mit seinen rund sechs Kilo stört der Tracker am Geschirr auch kaum – eine Ausnahme ist wildes Spiel mit anderen Hunden, wo es sich empfiehlt, den Tracker kurzzeitig zu entfernen, um die Verletzungsgefahr im Schulterbereich zu verringern. Die Befestigung des Trackers ist übrigens unverändert gut gelöst: Der Tracker wird mit einem Haltegummi am Halsband oder Geschirr befestigt und verrutscht damit keinen Millimeter. Mit zwei Laschen ist er schnell angebracht und entfernt, das System funktioniert hervorragend.
Nachteile für (sehr) kleine Hunde
Aber: Bei kleinen Hunden wie dem Dackel erwies sich der Tracker an einem Halsband als störend. Durch das Gewicht am filigranen Band rutschte der Tracker immer wieder unter das Kinn, weshalb er beim schnellen Laufen sichtbar auf und ab wippte – was das Tier irritierte. Bei größeren Hunden dürfte das kein Thema sein, bei kleinen Hunden sollte der Tracker aber wohl lieber an ein Geschirr.
Das ist für einige Funktionen des Trackers allerdings problematisch. Denn die Tractive-App erlaubt nicht nur das zuverlässige Aufspüren der Tiere bei Verlust, sondern auch die Aufzeichnung zahlreicher Gesundheitsdaten. Dazu zählen nebst Aktivität die Schlafdauer, die Herz- und Atemfrequenz sowie das Bellverhalten. Hier ermittelt die Software über mehrere Tage jeweils einen Durchschnittswert und meldet auffällige Abweichungen. Das kann helfen, eine Änderung der Gesundheit frühzeitig zu erkennen.
Für die Analyse muss der Tracker allerdings an einem „gut sitzenden Halsband“ befestigt sein und möglichst ganztägig aufzeichnen. Für den Dackel bedeutet das: Im Test konnten nur Aktivitätsdaten und Bellverhalten ermittelt werden, für die anderen Funktionen mangelt es an Daten.
Was die Kernfunktion des Trackers betrifft, hat sich nur wenig geändert. Der Tractive Dog-6-Tracker arbeitet sehr akkurat, im Live-Tracking befindet sich das Tier auch dort, wo die App es anzeigt. Oder zumindest in unmittelbarer Nähe. Auch ein Verlauf wird auf der Karte gezeigt, wodurch man genauer sehen kann, wie die Reise des Streuners aussieht. Wer mit dem Hund häufiger im Ausland unterwegs ist, muss sich ebenfalls keine Sorgen machen. Die eingelegte SIM-Karte funkt in 175 Ländern und tut dies ohne Unterbrechung. Eine Übersicht, wo der Tracker arbeitet, gibt’s beim Hersteller.
Ungenauigkeiten gab es immer mal wieder bei der sogenannten AR-Funktion. Das ist ein Blick durch die Kamera des Smartphones, bei dem man den Hund quasi „sehen“ kann. Das funktioniert auf Entfernung ganz ordentlich, je näher man aber kommt, desto mehr kann es zu Abweichungen zwischen Realität und virtueller Berechnung kommen.
Für das Auffinden des Hundes gibt es weitere Funktionen, etwa ein Licht und die Möglichkeit, einen Ton abzuspielen. Zwar ist der Ton inzwischen eine Melodie, doch neben einer Straße oder bei anderem Lärm geht er immer noch unter. Außerdem irritiert das Gepiepe den Hund – so richtig nützlich ist es also nur in sehr stillen Umgebungen und auf den letzten Metern, wenn der Hund etwa im Gestrüpp hängt.
Die Tractive-App ist unverändert einfach zu bedienen und sehr übersichtlich. Ebenfalls sehr gut: Im Notfall lässt sich der Zugriff auf die Daten mit wenigen Klicks auch dann teilen, wenn der Empfänger weder Tractive-Konto noch App hat. Das Tracking verbraucht etwa ein Prozent pro fünf Minuten – so bleibt genug Zeit, den Hund zu finden
© Christian Hensen
Das Licht hingegen ist um Welten besser als beim Vorgänger. War es vormals nur eine LED, ist es nun eine ganze Leuchtleiste. Diese ist so hell und gut sichtbar, dass der Tracker bei Nacht sogar ein Leuchthalsband ersetzen kann. Für die letzten Meter gibt es außerdem ein Bluetooth-Radar, welches auch bei schlechtem Empfang funktioniert – beispielsweise in Gebäuden.
Den Zugriff auf den Standort des Tieres kann man übrigens sehr schnell und sehr einfach teilen – das ist besonders dann wichtig, wenn Personen mit dem Hund unterwegs sind, die weder die App noch ein Konto haben. Auf Basis der Tracking-Funktionen gibt es obendrein auch die Möglichkeit, Gassirunden aufzuzeichnen – alles in allem ist der Tractive mit einer Fitness-Uhr für Menschen also durchaus vergleichbar.
Hohe Leistung – hohe Kosten
Das sehr runde Paket lässt sich Tractive nach wie vor sehr gut bezahlen. Der hier gezeigte und getestete Tracker Dog 6 kostet einmalig rund 70 Euro. Es gibt zudem noch eine XL-Version mit deutlich größerem Akku und davon noch eine Adventure-Version mit extra robuster Hülle – dieser Tracker kostet abweichend 99 Euro. Der kleine Tracker für Katzen (oder sehr kleine Hunde) schlägt mit 49 Euro zu Buche.
Doch ohne Abos geht nichts. Hier variieren die Kosten und Laufzeiten enorm. Wer sich nicht binden möchte, kann nur das monatliche Basic-Abo für satte 13 Euro abschließen. Doch das hat neben dem hohen Preis ein paar Nachteile: Die Familienfreigabe, die weltweite Abdeckung, der Positionsverlauf und der Daten-Export stehen Basic-Abonnenten nicht zur Verfügung. Im Grunde sagt die Preistafel: Kauf das nicht. Auch das Basic-Jahresbao und das Basic-Zweijahresabo bestätigen den Eindruck: Hier weichen die Kosten kaum von denen des Premium-Abos ab, sodass es wirtschaftlicher Nonsens wäre, Abstriche zu machen.
Es wirkt, als bevorzuge Tractive den Abschluss der Premium-Abos. Hier zahlt man im Voraus: entweder ein, zwei oder gleich fünf Jahre. Die Kosten liegen bei 96, 144 und 300 Euro – umgerechnet also 8, 6 oder 5 Euro monatlich. Nur mit diesem Abo stehen sämtliche Funktionen zur Verfügung.
Fazit: Tractive Dog 6 GPS-Tracker für Hunde
Der Tractive Dog 6 GPS-Tracker für Hunde ist eine konsequente und in allen Belangen bessere Weiterentwicklung des beliebten Vorgängermodells. Das Tracking, die wichtigste Funktion, arbeitet nahezu fehlerlos und hilft zuverlässig, die Tiere zu finden – grenzübergreifend und sogar in Gebäuden.
Die Fitnessfunktionen sind ein toller Bonus, funktionieren aber nur unter bestimmten Umständen lückenlos. Für kleinere Hunde, die den Tracker nicht an einem Halsband tragen, eignet sich der Tracker hier nur eingeschränkt.
Besonders erfreulich ist der Wechsel auf einen USB-C-Anschluss und die deutlich bessere Lampe, die sogar ein Leuchthalsband ersetzen kann – ein nerviges Accessoire für den Hundehals weniger.
Die Kosten sind unverändert hoch, dafür stimmt aber auch die Leistung. Doch es bleibt dabei: Für Menschen, die mit ihrem Hund vor allem (oder ausschließlich) in Deutschland unterwegs sind, ist der deutlich günstigere und nahezu folgekostenfreie Tracker von Fressnapf eine echte Alternative.