Fußball: Stell dir vor es ist Klub-WM – und keiner geht hin

Es ist das neue Prestigeprojekt der Fifa: Die 32 besten Fußballmannschaften sollen in der „Klub-WM“ um den Titel spielen. Doch vor dem Start waren noch massenhaft Tickets übrig.

Die Stars sind dabei: Lionel Messi läuft auf, der frisch gebackene Champions League-Sieger Paris Saint-Germain und auch der deutsche Meister FC Bayern München geben sich die Ehre. Geht es nach dem Weltverband Fifa, wird die Klub-Weltmeisterschaft ein Fußball-Event der Superlative. Es würde „Geschichte geschrieben“, prophezeit Fifa-Präsident Gianni Infantino. Die 32 besten Vereine spielen in den USA darum, wer der beste Klub der Welt sei. Es sei der Inbegriff eines „Big Bang“, eines Urknalls.

Doch aller hochtrabenden Worte zum Trotz – bei den Fans scheint das Turnier nicht auf großes Interesse zu stoßen. Als die Klub-WM in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit dem Fußballklassiker Al-Ahly Kairo gegen Inter Miami startete, gab es leere Ränge in den riesigen Arenen. Auch für die anderen Spielen waren am Freitag vor dem Startwochenende noch massenhaft Tickets übrig – die immer billiger werden. 

Klub-WM: ein Herzensprojekt von Fifa-Chef Infantino

Die Tickets für die Klub-WM verkauft die Fifa über das Portal Ticketmaster. Der Weltverband hat ein sogenanntes dynamisches Preismodell gewählt – wenn die Nachfrage hoch ist, steigen automatisch die Ticketpreise. Bei vielen Spielen ist nun das Gegenteil der Fall. Kosteten die Karten für das Auftaktspiel im Dezember noch über 300 Dollar, sind sie inzwischen teilweise ab etwa 70 Dollar zu haben. Andere Spiele – wie zum Beispiel FC Bayern gegen die Boca Juniors aus Argentinien – verkaufen sich zwar besser, aber auch hier sind die Ticketpreise auf unter 69 Dollar gerutscht.

In den Kurven war am Freitag noch reichlich Platz beim Spiel Fluminense gegen den BVB in der Gruppenphase der Klub-WM
© ticketmaster / eigene Recherche

Laut der Deutschen Presse-Agentur liegen die Ticketpreise inzwischen bei der Hälfte der 48 Vorrundenspiele unter 36 Dollar. Zum Vergleich: Die Preise für Vorrundenspiele bei der Fußball-EM in Deutschland lagen zumeist zwischen 60 und 200 Euro.

Die Klub-WM ist ein Herzensprojekt des Fifa-Präsidenten Infantino. Die 32 Teams spielen in acht Vierergruppen um den Einzug in die K.O.-Phase. Der Sieger bekommt eine neu geschaffene Trophäe, die Infantino unter anderem bei Donald Trump präsentiert hatte. Die Klub-WM soll zukünftig alle vier Jahre stattfinden.

Preisgelder besänftigen Kritik

Allerdings gab es schon lange Kritik an der Klub-WM, vor allem von Seite der Spielergewerkschaften. Zu hoch sei die Belastung der Spieler, die bereits jetzt fast 65 bis 70 Spiele in der Saison zu bestreiten hätten. Anfangs waren auch europäische Topklubs dagegen: „Wahnsinn“, polterte zum Beispiel FC Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß, „irgendwann ist genug! Wir werden alles tun, um diese Explosion an Wettbewerben einzudämmen.“ Es gehe nur darum, „noch mehr Gelder in die Berater und in die Spieler reinzustecken“. 

Die Fans von Palmeiras und Al Ahly FC scheinen nicht reisefreudig – am Freitag waren noch zahlreiche Tickets für das Spiel am Dienstag zu haben
© ticketmaster / eigene Recherche

Inzwischen sind die meisten Kritiker allerdings besänftigt. Der Grund: Die Fifa hat enorm hohe Preisgelder ausgelobt. Für europäische Teams gibt es Startgelder zwischen 13 und 38 Millionen Euro, für den Titelgewinn nochmal 40 Millionen Euro. Maximal kann ein Klub so fast 88 Millionen Euro einnehmen, womit das Turnier für die teilnehmenden Klubs eine lukrative Sache sein dürfte. Das Geld dafür kommt auch aus dem saudischen Staatsfonds, offizieller Sponsor des Turniers. Zusätzlich hat der Fonds mit dem Einstieg beim Streamingportal DAZN wohl dafür gesorgt, dass die Fifa die TV-Rechte für 1 Mrd. Dollar an DAZN vergeben hat. Im Jahr 2030 wird der autoritäre Wüstenstaat die klassische Fußball-WM ausrichten – auch der DFB hatte zugestimmt.

Um sich bei der Klub-WM nun peinliche Bilder von halbleeren Rängen zu sparen, sucht die Fifa nach Lösungen. Studenten des Miami Dade College müssen zum Beispiel nur 20 Dollar für ein Ticket zahlen und bekommen vier Freikarten dazu. In Seattle wurden die Oberränge im Stadion gesperrt und die Fans auf die unteren – im Fernsehen sichtbaren – Plätze verschoben.

Die Fifa antwortete zunächst nicht auf eine Capital-Anfrage, welche Zuschauerresonanz sie erwarte und wie viele Tickets noch verfügbar seien.