Wegen Online-Betrügereien im großen Stil müssen sich seit Montag im französischen Lyon 14 Menschen vor Gericht verantworten. Sie stehen im Verdacht, mit Hackermethoden etwa 72.000 Menschen Geld gestohlen zu haben. Der 22-jährige Hauptangeklagte stellte zu Prozessauftakt die Taten als eine Jugendsünde dar. „Ich war noch unreif“, sagte er vor Gericht. Dieses lehnte seine Freilassung aus Untersuchungshaft wegen der Fluchtgefahr jedoch ab.
Insgesamt gibt es etwa 2400 Nebenkläger, unter ihnen Privatpersonen, Banken und Versicherungen. Die Betrügereien begannen, als ein 19 Jahre alter Praktikant und späterer Angestellter der Zeitarbeitsfirma Adecco seine Zugangsdaten zur Datenbank des Unternehmens einer Kontaktperson aus dem Darknet zukommen ließ. Die dafür zugesagten 15.000 Euro erhielt er allerdings nicht.
Mit Hilfe dieser Daten buchte die Hackerbande nach Darstellung der Ermittler bei knapp 33.000 Menschen Beträge knapp unter 50 Euro ab – unterhalb der Schwelle, bei der eine Abbuchung hätte genehmigt werden müssen. Die Bande habe die gestohlenen Daten auch benutzt, um falsche Papiere herzustellen und damit weitere illegale Onlinegeschäfte zu betreiben.
Bei dem Hauptangeklagten handele es sich um einen überdurchschnittlich intelligenten Menschen, der im Alter von 17 Jahren damit begonnen habe, Sicherheitslücken in Informationssystemen aufzudecken und zu nutzen. „Es ist eine riesige Betrügerei, und die Bande war sehr gut organisiert“, sagte Xavier Vahramian, Anwalt der Zeitarbeitsfirma.
Die Angeklagten riskieren im Fall der Verurteilung wegen bandenmäßiger Betrügerei bis zu zehn Jahre Haft.