Nach Münchner Messerattacke: Schon zwei Tote und sieben Verletzte nach Polizeischüssen

Die Zahl von Polizeischüssen auf Menschen ist heuer schon nach einem halben Jahr so hoch wie 2024 nach einem ganzen. Was kann man dagegen tun?

In diesem Jahr haben bayerische Polizisten schon in neun Fällen auf Menschen geschossen. In sieben dieser Fälle gab es Verletzte, in zwei Fällen kam es zu tödlichen Verletzungen, wie das bayerische Landeskriminalamt (LKA) in München der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. 

Damit ist die Zahl heuer nach einem halben Jahr schon so hoch wie im ganzen Jahr 2024. Damals gab es nach LKA-Angaben neun Schüsse auf Menschen, vier Tote und fünf Verletzte. 2023 waren es fünf Fälle mit einem Toten und drei Verletzten und 2022 neun Fälle mit zwei Toten und vier Verletzten. 

Frau am Pfingstwochenende von Polizei erschossen 

2021, als bayerische Polizisten in sieben solcher Fälle ihre Schusswaffe gebrauchten, starb niemand dabei, aber sechs Menschen wurden verletzt. Im Jahr 2020 zählte das LKA zehn Fälle, einen Toten und sechs Verletzte. 

Zuletzt war am Pfingstwochenende eine 30 Jahre alte Frau in München, die vorher mit einem Messer auf Passanten losgegangen sein soll, von der Polizei niedergeschossen worden und kurz darauf gestorben. Wegen der Schüsse der Beamten ermitteln nun – wie in solchen Fällen üblich – die Staatsanwaltschaft und das LKA. Laut Staatsanwaltschaft ist die Beweislage „sehr gut“, wie eine Sprecherin sagte, ohne Details zu nennen. 

Debatte um Taser

Der Fall hatte auch die schwelende Debatte um Elektroschocker bei der Polizei wieder aufgeheizt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft befürwortet den Einsatz dieser sogenannten Taser, auch für Streifenwagenbesatzungen, die in der Regel nur mit zwei Polizisten besetzt sind. 

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält einen Einsatz bisher nur in Viererteams mit spezieller Schutzausstattung für sinnvoll. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will die Taser bei der Bundespolizei ganz neu einführen. 

230 Taser im in Bayern im Einsatz

Die Polizei in Bayern verfüge derzeit über 230 solcher Geräte, sagte Herrmann. Sie würden ausschließlich in Viererteams eingesetzt, um gegebenenfalls Alternativen zum Einsatz eines Tasers zu haben. Ausgestattet seien die Einheiten der Spezialeinsatzkommandos, der Unterstützungskommandos sowie alle geschlossenen Einsatzeinheiten. Es sei von einer Fach-Arbeitsgruppe im Ministerium ein Evaluierungsbericht erarbeitet worden, der derzeit fachlich geprüft werde.

Herrmann stellte klar, dass der Taser nicht gänzlich den Schusswaffeneinsatz ersetzen könne. „In hoch brenzligen und lebensgefährlichen Situationen könnte der Taser keine Wirkung haben, beispielsweise wenn die Elektroden die Kleidung des Angreifers nicht durchdringen können“, sagte der Minister. Dazu komme, dass Täter etwa ein Messer nicht zwingend fallen ließen, weil durch den Tasereinsatz eine Muskelverkrampfung einsetze. 

Insgesamt zählte das LKA in den Jahren 2020 bis 2024 übrigens pro Jahr zwischen 2.470 und 2.667 Fälle von Schusswaffengebrauch durch Polizisten. In den meisten Fällen richteten sich diese Schüsse den Angaben zufolge gegen Tiere.