Vor 15 Jahren begeisterte der Animationsfilm „Drachenzähmen leicht gemacht“ Millionen Fans. Auch zwei Fortsetzungen wurden Welthits. Nun kommt die Fantasy-Saga als Realverfilmung – und fesselt.
Action, Spannung, viel Gefühl und kluge Gedanken: Damit haben die bisher zwölf „Drachenzähmen„-Romane der Britin Cressida Cowell rund um den Erdball eine riesige Fan-Gemeinde erobert. Die wurde in den 2010er Jahren durch die drei auf den Büchern basierenden Kino-Animationsspektakel beträchtlich vergrößert. Der erste auf den legendären Vorlagen basierende Realspielfilm dürfte der Saga um Freundschaft, Erwachsenwerden und Menschlichkeit noch mehr Anhänger bescheren.
Erzählt wird die Geschichte, mit der Cowell in ihrem ersten „Drachenzähmen“-Abenteuer und der gleichnamige Animationshit begeistert haben: Jung-Wikinger Hicks (Mason Thames) ist ein Feingeist. Was den Teenager für seinen Vater Haudrauf der Stoische (Gerald Butler), das Oberhaupt des Dorfes Berk, und alle anderen zum Außenseiter macht. Er gilt als Versager im Kampf gegen ein Heer gefürchteter Drachen. Doch ausgerechnet ihm gelingt es, einen Drachen zu zähmen und damit ein friedliches Miteinander der Menschen und Tiere zu erreichen.
Eingewoben in die Abenteuer ist eine verhalten erzählte Lovestory zwischen Hicks und der gleichaltrigen Astrid (Nico Parker). Daneben bietet der Film zahlreiche Anstöße zum Nachdenken über das Verhältnis von Mensch und Natur und die Möglichkeiten eines respektvollen Miteinanders der Menschen. Vorurteilen, Hass und Respektlosigkeit beispielsweise gegenüber Andersdenkenden wird eine deutliche Absage erteilt.
Wohldosierter Humor statt Blutorgien
Inszeniert und das Drehbuch geschrieben hat der Kanadier Dean DeBlois, der schon bei den „Drachenzähmen“-Animationsfilmen Regie geführt hat. Mit Feingefühl hat er dabei die menschlichen und die tierischen Charaktere gestaltet. Bei aller ausgeklügelten Computertechnik zur Belebung der Wikingerwelt zwischen Wirklichkeit und Fantasie stehen die menschlichen Aspekte im Vordergrund. Die in einer Actionstory unvermeidliche Darstellung von Gewalt ist erfreulich dezent. Statt Blutorgien dominiert wohldosierter Humor.
Den Hauptfiguren Hicks und seinem Drachenfreund dürften die Herzen des Publikums sofort zufliegen. Der eindringliche Blick des Drachen aus seinen riesigen Augen ist zum Steinerweichen sanft. Und der seit seinem zehnten Lebensjahr schauspielernde Mason Thames („The Black Phone“) zeigt als Hicks eine packende Darstellung. Mitreißend offenbart er die verschiedenen Empfindungen zwischen Verzagtheit, Wagemut, Stolz und Mitgefühl. Dem jetzt 17-jährigen US-Amerikaner dürfte eine große Karriere sicher sein.
Nico Parker („Dumbo“) bezaubert im Part der Astrid. Die jetzt 20 Jahre junge Engländerin begeistert mit Charme, Kraft und Verschmitztheit. Haudrauf der Stoische wird vom Schotten Gerald Butler („300“) verkörpert. Er hat dem Dorf-Oberen schon in den Animationsfilmen seine Stimme geliehen. Seine Figur macht die größte Wandlung von einem engstirnigen zu einem toleranten Mann durch. Was Butler trotz weniger Szenen überaus glaubwürdig gelingt.
Die Neuauflage des bekannten Stoffes ragt aus der Flut an Fantasy-Filmen durch Originalität heraus. Der Witz, die auf vordergründige Brutalität verzichtende Inszenierung, der Gedankenreichtum und das mitreißende Schauspiel sorgen für ein rundes Vergnügen. Viele Kinobesucher dürften auf eine Fortsetzung hoffen. Sie können sich freuen. Die soll bereits in Arbeit sein.