Zu viele Frauen tun Geld als Nebensache ab – oft, weil so viel anderes zu tun ist. Finanzcoach Dani Parthum erklärt, warum das ein Fehler ist und worauf sie eher verzichten sollten
Ich erlebe es immer wieder: Frauen, die klug und durchsetzungsstark leben – und trotzdem einen Bogen um wichtige Entscheidungen wie Altersvorsorge oder faire Partnerschaftsfinanzen machen. Nicht aus Desinteresse, sondern weil sie glauben, Geld sei nicht so wichtig. Das erledige ich später. Oder es erscheint zu kompliziert. Oder sie denken: Das ist nicht mein Thema.
Dann kommt die Scheidung – und mit ihr der finanzielle Kater. Oder der Jobverlust, der Tod des Partners, die Rente rückt näher, eine Lebenskrise tritt ein. Die Aufwachmomente sind unterschiedlich. Der Denkfehler derselbe.
Vielleicht möchten Sie jetzt einwerfen: Halt, ich kümmere mich doch schon um so vieles – meinen Beruf, die Familie, das Ehrenamt, die Mädels. Und soll mich jetzt auch noch mit Geld beschäftigen? Ja. Weil Geld ein Werkzeug ist, um das eigene Leben zu gestalten. Und keine Last. Wer die eigenen Finanzen als Nebensache ansieht und sie links liegen lässt, ist nicht selbstbestimmt, sondern abhängig von Partnern, der Familie, dem Staat, Bankberatern oder dem Zufall, und gibt damit Kontrolle über das eigene Leben ab.
Das Buch „Auf Kosten der Mütter“ zeigt die damit verbundenen Konsequenzen rigoros auf: Die meisten Frauen in Deutschland sind finanziell fremdbestimmt.
Geld ist kein To-do-Punkt. Es ist Selbstfürsorge.
Finanzielle Eigenvorsorge ist dabei keineswegs nur ein zusätzlicher Punkt auf der übervollen To-do-Liste. Es ist Eigenfürsorge und Selbstachtung und absolut notwendig. Ich frage Frauen oft: Was wünschst du dir vom Leben? Wie gestaltest du es? Welche Rolle weist du Geld zu – und damit dir selbst? Noch viel zu wenige Frauen haben erkannt, dass Geld ein Werkzeug zur Gestaltung des eigenen Lebens ist. Und geben dieses Werkzeug entweder aus der Hand oder kämpfen nicht darum, es in der Hand zu behalten.
Wenn Sie das Leben prägende Finanzentscheidungen anderen überlassen – wie die Altersvorsorge, die persönliche Absicherung, den Vermögensaufbau, die Aufteilung von Familienarbeit und Einkommen, die Entscheidung für Teilzeit nach der Geburt eines Kindes oder eine Eheschließung ohne zusätzlichen Ehevertrag – überlassen Sie einen Teil Ihrer Freiheit und Ihren persönlichen Gestaltungsrahmen anderen. Wollen Sie das wirklich? Es ist doch Ihr Leben!
Geld heißt, entscheiden können
Wer Geld hat und bewusst damit umgeht, und das in jedem Alter, kann Nein sagen. Kann gehen, wenn es sein muss. Oder bleiben – weil es freiwillig ist. Kann sich Auszeiten nehmen, Wünsche verwirklichen, andere unterstützen, ganz aus eigener Kraft. Ich kann Ihnen aus meiner Coachingpraxis eines versichern: Nichts zahlt sich für Frauen so sehr lebensverändernd aus wie eigenes Finanz- und Geldanlagewissen in diesem Sinne: Ich kann mich selbst versorgen, ich entscheide über mich (und für meine Kinder).
Sich um Geld zu kümmern, ist also nicht egoistisch, geldgeil oder unweiblich. Es ist absolut notwendig für Frauen – als Eigenfürsorge und Selbstachtung. Ich wiederhole das hier ganz bewusst. Versucht Ihnen jemand etwas anderes einzureden, will er oder sie Sie klein und abhängig halten.
Lassen Sie los – aber nicht Ihr Geld
Freilich hat jede von uns nur 24 Stunden am Tag. Lassen Sie lieber andere Dinge los, die Sie aufreiben: sich klein machen, anderen gefallen wollen, die Rolle der Dauerverfügbaren spielen. Lassen Sie aber nie die Verantwortung für Ihre Finanzen los. Pflegen Sie sie wie Ihre Gesundheit, ihre beste Freundin. Erlauben Sie es sich. Sie werden staunen, was sich Positives in Ihrem Leben verändert. Sie reden plötzlich versiert bei Finanzthemen mit. Sie verstehen, fragen nach, entscheiden bewusst. Kein Heraushalten, kein schlechtes Gewissen, keine unguten Gefühle mehr. Und fangen Sie an, bevor es weh tut.