Vermutlich bei einem Konflikt zwischen Clans sind in Essen Schüsse gefallen – eine unbeteiligte Frau wurde dabei vor zwei Wochen verletzt. Nach den beiden Tätern wird noch immer gesucht.
Zwei Wochen nach dem auf offener Straße ausgetragenen Clankonflikt in der Essener Innenstadt sucht die Polizei weiter nach den Tätern. Eine unbeteiligte Passantin war Ende Mai am Bein getroffen worden, als zwei Männer in der Innenstadt Schüsse abgaben.
Die Polizei geht davon aus, dass eine Auseinandersetzung im Clanmilieu hinter der Tat steht. Die 54 Jahre alte Frau, die durch den Schuss schwer am Bein verletzt wurde, geriet nach Einschätzung der Ermittler zufällig zwischen die Fronten. Der Angriff galt wohl eigentlich jemand anderem. Weitere Details zum möglichen Hintergrund der Tat nannten die Beamten bislang aber nicht.
Von einem der mutmaßlichen Täter hat die Polizei ein Fahndungsfoto veröffentlicht. Das Bild einer Überwachungskamera zeigt einen Mann, der in einem Lokal an einem Tisch sitzt und eine Getränkedose in der Hand hat. Er trägt ein schwarzes Baseballcap und eine schwarze Sportjacke. Die Fahndung nach ihm laufe weiter, sagte eine Sprecherin.
Polizeigewerkschaft fordert entschlossenes Handeln
Jörg Brackmann, der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP in Essen und Mülheim, forderte in der „WAZ“ eine stärkere Polizeipräsenz auf den Straßen und eine Ausweitung der Videoüberwachung. „Wenn wir nicht entschlossen handeln, wird die Angst zur Realität. Wir dürfen es nicht zulassen, dass kriminelle Strukturen Stadtteile übernehmen“, betonte er. Solche Formen organisierter Gewalt müssen im Keim erstickt werden.
Essen gilt als Hochburg der Clankriminalität
Essen gilt als Hochburg der Clankriminalität. Unter dem Begriff fassen die Behörden Straftaten zusammen, die sich aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen heraus entwickeln. Meist stammen die Täter aus türkisch-arabischstämmigen Großfamilien, zuletzt spielten der Polizei zufolge aber auch syrische Clans eine immer größere Rolle.
Der Begriff Clankriminalität ist allerdings umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund stigmatisiert.