Es ist eine Geste der Versöhnung, 80 Jahre nach Kriegsende: Die deutsche Botschaft in Prag lädt Holocaust-Überlebende zu einem Konzert ein. Die Musiker kommen aus Berlin.
Musiker des Berliner Projekts „Lebensmelodien“ haben in Prag ein Konzert für Holocaust-Überlebende gegeben. Im Kuppelsaal der deutschen Botschaft versammelten sich als Gäste rund 50 Zeitzeugen des nationalsozialistischen Terrors sowie Nachfahren von NS-Opfern. „Das hier, das ist etwas ganz anderes und sehr besonderes für uns“, sagte der Leiter des Projekts, Michael Raddatz. Der evangelische Pfarrer ist Superintendent des Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg. Ziel der „Lebensmelodien“ ist es, jüdische Musikwerke aus der Zeit des Holocaust zu entdecken und aufzuführen.
Unter den Gästen war Michaela Vidlakova, die als Kind gemeinsam mit ihren Eltern im Ghetto Theresienstadt festgehalten wurde. Dort waren auch zahlreiche jüdische Komponisten interniert, die weiter Musik schufen. „Die Fähigkeit zu haben, unter diesen schweren Bedingungen an Kunst zu denken, ist für mich ein Wunder“, sagte die 88-Jährige rückblickend.
Statt sich in den seltenen Päckchen von außen Essen zuschicken zu lassen, hätten manche Musiker um Notenpapier gebeten. Sie selbst habe während ihrer Lagerzeit die in Theresienstadt geschriebene Kinderoper „Brundibar“ gesehen.
Veranstaltet wurde das Konzert unter anderem von der deutschen Botschaft in Prag und dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds. Die frühere Festungsstadt Theresienstadt, rund 50 Kilometer nordwestlich von Prag, diente ab November 1941 als Durchgangslager für die deutschen Vernichtungslager im Osten. Von den insgesamt 141.000 ins Ghetto Deportierten überlebten nach Einschätzung von Historikern nur etwa 23.000 Menschen den Holocaust. Die Sowjetarmee befreite das Ghetto Theresienstadt vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945.
Projekt „Lebensmelodien“