Der Hetzer, ein leichter Jagdpanzer, sollte 1945 das Reich retten. Er wurde in hohen Stückzahlen mit starker Kanone gebaut, doch schränkte die schwache Panzerung seine Wirkung ein.
Deutsche Panzer des Zweiten Weltkriegs werden oft mit großen, schweren Modellen wie Panther, Tiger I, Tiger II oder dem geplanten 188-Tonnen-Panzer „Maus“ assoziiert. Die deutschen Panzerentwicklungen spiegeln die strategischen Herausforderungen des Krieges wider. Während frühe Blitzkrieg-Erfolge mit leichten Panzern wie dem Panzer II erzielt wurden, zwang die Überlegenheit sowjetischer Modelle wie dem T-34 die Wehrmacht zu einer Neuorientierung hin zu schweren Designs.
Doch gegen Kriegsende erkannten die deutschen Rüstungsplaner den Irrweg der immer größeren, technisch aufwendigen Modelle. Für 1945 war ein Mini-Panzer geplant, der in Tausenden gebaut werden und die Wende an den Fronten bringen sollte: der Jagdpanzer 38(t), nach dem Krieg als „Hetzer“ bekannt. Dieses Modell ließ sich einfach in großen Stückzahlen produzieren. Die Serienproduktion begann im Juni 1944, und bis Kriegsende wurden fast 2600 Panzer hergestellt. Die Produktion profitierte von den tschechischen Werken der Firma ČKD (später BMM), die unter deutscher Kontrolle standen. Zwangsarbeiter spielten eine zentrale Rolle, was die hohe Stückzahl ermöglichte, aber auch ethische Fragen aufwirft. Die einfache Konstruktion des Hetzers reduzierte den Materialbedarf in einer Zeit, als Ressourcen knapp wurden.
Umbau eines Vorkriegsdesigns
Der Jagdpanzer 38(t) basierte auf dem tschechischen Panzer 38(t), dessen Produktionsanlagen den Deutschen zu Kriegsbeginn unbeschädigt in die Hände gefallen waren. Das Fahrgestell des Kampfpanzers mit Drehturm war brauchbar, doch mit dem Auftauchen des T-34 wurde, wie beim deutschen Panzer III, offensichtlich, dass seine Hauptkanone den russischen Panzern unterlegen war. Eine größere Waffe in einem Drehturm konnte das Fahrgestell nicht tragen, daher entwickelten die Deutschen einen Jagdpanzer. Bei diesem Panzertyp ist das Geschütz nach vorn gerichtet und nur um wenige Grad schwenkbar. Im Vergleich zum Sturmgeschütz III, das ähnliche Aufgaben erfüllte, war der Hetzer kompakter und kostengünstiger, aber weniger vielseitig. Während das Sturmgeschütz auch Infanterieunterstützung bot, war der Hetzer primär auf Panzerabwehr ausgelegt, was seine taktische Rolle begrenzte.
Im Vergleich zu älteren Entwicklungen, wie dem Sturmgeschütz III, integrierte der Hetzer – der Name wurde erst nach dem Krieg populär – neuere Fortschritte im Panzerbau, wie die abgeschrägte Front- und Seitenpanzerung. Als Bewaffnung wurde die deutsche Standardwaffe, die 7,5-cm-Panzerabwehrkanone 40 (Pak 40), eingebaut. Sie konnte die Frontpanzerung eines T-34 auf 600, mit Glück auf 800 Meter durchschlagen.
Klein, wendig und stark bewaffnet
Der Hauptvorteil des Hetzers war sein geringes Gewicht von nur 16 Tonnen. Die „38“ im Namen Jagdpanzer 38(t) bezog sich auf das Jahr 1938, nicht auf die Tonnage. Dadurch blieb der Hetzer agil und beweglich. Mit einer Höhe von nur 2,1 Metern konnte er kleinste Unebenheiten für eine gedeckte Stellung nutzen.
Der Begriff „Jagdpanzer“ war jedoch etwas hochtrabend, da der Hetzer für ein Bewegungsgefecht mit anderen Kampfpanzern ungeeignet war. Zwar gelang es, eine schwere Kanone in ein kleines, vor dem Krieg entwickeltes Fahrgestell einzubauen, doch das Fehlen eines drehbaren Geschützturms schränkte das Einsatzspektrum stark ein. Der Hetzer war letztlich eine fahrbare Panzerabwehrkanone mit begrenzter Panzerung.
Im Einsatz musste er angreifende Gegner aus einer gedeckten Stellung unter Feuer nehmen. Sein Vorteil: Nach den ersten Schüssen konnte er in eine zweite Stellung wechseln, was mit einem reinen Geschütz und einer Zugmaschine im Wirkungsbereich des Gegners selten gelang. Der Hetzer wurde oft in Hinterhalten eingesetzt, besonders an der Ostfront, wo er gegen sowjetische T-34- und IS-Panzer kämpfte. Seine geringe Silhouette machte ihn schwer auffindbar, doch die starre Kanone erforderte präzises Manövrieren, was erfahrene Besatzungen voraussetzte. Und daran mangelte es am Ende des Krieges.
Hetzer bot kaum Schutz
Das Konzept des Hetzers hatte erhebliche Nachteile. Eine nennenswerte Panzerung besaß er nur an der Front. Die Seiten waren so dünn gepanzert, dass sie kaum mehr als Splitterschutz boten. Bei einem seitlichen Treffer war der Panzer verloren. Die nur 20 Millimeter starken Seitenplatten konnten sogar von einer Panzerbüchse wie der sowjetischen PTRD durchschlagen werden. Diese Waffe, ein großkalibriges Gewehr mit 14,5×114-mm-Patronen, war für leichtgepanzerte Fahrzeuge wie den Hetzer ausreichend.
Der Hetzer hatte nur eine Chance, wenn er mit den ersten Schüssen einen überraschten Gegner ausschaltete. Konnten gegnerische Panzer ausschwärmen und ihn an der Flanke angreifen, hatte er keine Aussicht zu entkommen. Die geringe Höhe und schrägen Wände führten zudem zu extremer Enge im Innenraum des ohnehin kleinen Fahrgestells. Die Hauptwaffe war wegen Platzmangels nicht mittig, sondern seitlich versetzt eingebaut, was den Schwenkbereich weiter einschränkte. Der Ladeschütze musste sich verrenken, um die Kanone zu laden. Neben konzeptionellen Mängeln gab es Produktionsprobleme: Abgase und Ölschwaden des Motors drangen in den Kampfraum. Berichte von Besatzungen beschreiben die Enge und schlechte Belüftung als belastend. Zudem war die psychologische Wirkung der schwachen Seitenpanzerung erheblich, da die Besatzung stets befürchtete, von Panzerbüchsen oder Flankenangriffen getroffen zu werden. Kein Wunder, dass der Hetzer bei den Besatzungen unbeliebt war.
Schweizer glücklich mit dem Mini-Panzer
Trotz guter Erfolge hatte der Hetzer keine kriegsentscheidende Wirkung. Doch für spezielle Einsätze war er geeignet. Er war der deutsche Panzer des Zweiten Weltkriegs, der am längsten im regulären Einsatz blieb. In der Schweiz wurden die letzten Hetzer bis 1972 im Truppendienst genutzt. Neben der Schweiz nutzte auch die tschechoslowakische Armee nach dem Krieg erbeutete Hetzer unter der Bezeichnung ST-1. Die einfache Wartung und Zuverlässigkeit machten den Hetzer für kleinere Armeen attraktiv, obwohl er technologisch veraltet war.
Die Schweiz kam so zum Hetzer: Im Januar 1945, als das Deutsche Reich in Trümmern lag, bestellte die Schweiz 158 Hetzer bei der NS-Regierung. Nach Kriegsende erfüllte die Tschechoslowakei, nun unter sowjetischem Einfluss, den Vertrag. So erhielt die Schweiz die Panzer von den Kommunisten, noch mit der Tarnbemalung der Wehrmacht. Unter dem Namen G13 wurden sie in Dienst gestellt. Für die Verteidigung enger Talzugänge im Schweizer Réduit erwies sich der kleine Hetzer mit seiner starken Hauptwaffe als ideal.