Nachruf: Würdigung für Holocaust-Überlebende Friedländer in Thüringen

Margot Friedländer erinnerte an ihr eigenes schreckliches Schicksal in der NS-Zeit und warb für Versöhnung. Auch in Thüringen wird ihr Engagement gewürdigt.

Die Fraktionen von CDU und Linke im Thüringer Landtag haben die verstorbene Margot Friedländer und ihren Einsatz für Versöhnung gewürdigt. Mit ihr verliere Deutschland eine der letzten Stimmen des Überlebens, der Versöhnung und der Hoffnung, erklärte CDU-Fraktionschef Andreas Bühl in Erfurt. Die Holocaust-Überlebende habe als Jüdin unter den Deutschen gelitten – und dennoch in bewundernswerter Größe entschieden, nach Jahrzehnten des Exils nach Berlin zurückzukehren, um jungen Menschen vom Menschsein zu erzählen.

Bühl: „Ihr Leben war ein einziger, mutiger Dienst an der Erinnerung. Ihre Worte – ‚Seid Menschen!‘ – hallen weit über Schulhöfe und Gedenkveranstaltungen hinaus. Sie sind ein Aufruf an unsere politische und gesellschaftliche Verantwortung.“ In einer Zeit, in der antisemitische Parolen wieder offen skandiert würden und die Geschichte verzerrt oder vergessen werden solle, sei das Vermächtnis von Margot Friedländer umso kostbarer. 

Friedländer starb im Alter von 103 Jahren 

Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Christian Schaft, würdigte Friedländer als „unermüdliche Mahnerin gegen das Vergessen“. Nicht zuletzt der im kürzlich vorgestellten Thüringen-Monitor festgestellte deutliche Anstieg des sekundären Antisemitismus, also der Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus, und der Aufwärtstrend der extrem rechten AfD, der unvermindert anhält, zeigten, dass die Lehren der Vergangenheit nicht selbstverständlich seien, erklärte Schaft. Ihr Vermächtnis sei Auftrag, überall und jederzeit gegen Hass, Gewalt, Antisemitismus und Rassismus einzutreten. Die Berliner Ehrenbürgerin Margot Friedländer starb mit 103 Jahren.